Inhaltsverzeichnis

Enrico

Die sieben Spuren

Märchen von: „Paul im Brummi Rausch“

Silhouetten im Nebel

Zärtliches Gedankenspiel

Des Hirtenbubs kleine Nachtmelodie

Dear "St. Louis" Thomas

Ein launiges Sommermärchen flüstert

Abendstimmung

Silvermoon

Was ist Zeit?-

Schwebende Engel

"Burning sky"

"Verwirrende Sehnsucht"

"Bilder der Vergangenheit"

"Bloß ein Echo"

In Gottes Hand

Wechselspiel

Rückerinnerung

Sunrise

  „Enrico“

 

  

 

  Roman

         von Hannelore Leibold

 

Zum Vorwort:

 

Vor einer „Blume“ hold und schön

fand er in Sehnsucht, auch inneren Wehn`:

Beginn zum Begreifen!

Ja, begriff, gewisse Erinnerungskomplexe

Nach Jahren, Lethargie, ward Enrico, der Perplexe:

Im Neubeginn : Begreifen !

 

Diese „Blume“ asiatischer Wonne Pracht

ihre „Prostituierte“, derer Seele weint und lacht:

Im gereiften Ährenfeld: Begreifen!

Und wieder hat Enrico gänzlich anders erkannt –

was er als Büblein, nun Jungmann, nie fand:

Ur-Sehnsucht : Im Begreifen !

In diesen Versen können Tränen zu Perlen werden,

sich in den kostbarsten Schmuck verwandeln,

weshalb ich diesen Roman hauptsächlich für ein gezieltes Publikum schrieb,

 

Ihre, Eure

Hannelore Leibold

Rohingstraße 2O

36124 Eichenzell /Rönshausen

Im Frühsommer 2OO7       www.ge-dichte.besucht.de

                  

 

1. Teil

 

Kaum fand er noch eine Spur, so sehr hatte sich der weißgelbe Nebel verdichtet. Plötzlich stolperte er gegen einen Treppensteg, hörte noch einen Glockenklang von irgend einer Kirche, die er aufzusuchen gedacht hatte. Seine letzten Gedanken waren – zu spät, bevor er niederfiel.

Eine leichte Ohnmacht hielt ihn gnädig umfangen. So wusste er nicht, dass er ziemlich unglücklich gegen die Kante einer Steintreppe gestürzt war, kam aber allmählich zu sich, als irgend eine Gestalt neben ihm stand, um ihm einen heftigen Tritt gegen diese Kopfstelle zu verpassen, an der sich durch den Sturz eine heftige Beule ausgewuchert hatte. „Mag der Säufer liegen bleiben“, vernahm er eine harte, blecherne Stimme, sah schemenhaft eine Gestalt, die im Nebel verschwand. Wiederum kam eine andere Gestalt, die ihm einen Tritt in den Hintern verpasste und mit zynischen Worten ihm beteuerte: „Hurenbock, Narr, in diesem Zustand wird dich heute Abend keine verwöhnen!“ Enrico war entsetzt. Nur mühsam gelang es ihm, sich auf die Treppenstufe zu setzen, hörte sieben Glockenschläge durch die beginnende Nacht läuten. Es muss also sieben Uhr sein, dachte er nachdenklich, schaute benommen die Hauswand hinauf, in – oder – vor einem Fenster ein rotes Licht brannte. Ob es eine Kerze oder Laterne war, konnte er in seinem verwirrten Zustand nicht erkennen, auch das blutverschmierte Auge hinderte ihn. Nur sein knurrender Magen bezeugte, dass er überhaupt noch lebte. Auch sein Unterbewusstsein schrie: „Säufer, Hurenbock, Narr!“

Weder das eine noch das andere war ich je zuvor, sinnierte er wehmütig, während ihn plötzlich ein liebevolles Händchen streichelte und ein zärtliches Stimmchen ihn ermutigte:

„Lieber Fremder, kommen sie in unsere Oase der Liebe!“

 

1

 

Enrico musste erbrechen, schämte sich sehr, als er in das liebevolle Gesichtchen schaute, das trotz des Nebels einen asiatischen Ausdruck hatte.  Oder waren seine Sinne schon dermaßen verwirrt, um ein Unterscheidungsvermögen wahrzunehmen? Irgendwie war ihm auch alles gleichgültig und nur mühsam gelang es dem Geschöpfchen, ihn in eine so genannte Oase der Liebe zu schleppen. Ja, zu schleppen, denn er wankte mit ihr irgendwelche Treppen hinauf. Mit einer reiferen Dame legte man ihn gemeinsam auf ein Lager, das mehr einem Himmelsbett glich.

Und gemeinsam zog man ihm die Smokingjacke aus, die vom Erbrochenen stank. Das seltsame Geschöpfchen holte eine Schüssel, hatte diese mit einer duftenden Flüssigkeit gefüllt – und begann seinen nun nackten Oberkörper zu waschen. Mit einer anderen Flüssigkeit behandelte sie sein blutverschmiertes Gesicht, blutige Streifen auf seinem Oberkörper wurden ebenso mit dieser Flüssigkeit behandelt. Dabei empfand er, dass keine körperliche Entblößung so beschämend sein könne, als wie eine geistige.

Zumindest fühlte er sich nun wohler, doch fiel erneut in einem dumpfen Fall auf das Lager zurück.

„Romana, du behandelst diesen Fremden nicht wie einen nach Liebe Heischenden, mehr wie einen Vertrauten oder gar Heiligen?“

„Ja, Nanna, dieser scheinbar Heruntergekommene erscheint mir von Beidem etwas zu haben, was wir aber noch herausfinden müssen.“

Gerührt hörte Nanna, die so genannte Prostituierte, ihre Romana solche Eingebungen beteuern, die sie im Geheimen teilte.

Der Fremde schien in einem Wachkoma zu liegen und wie diese Nebelnacht in sich zerfloss, musste man auf eine Morgenröte warten.....

 

2

„Nanna, du schaust erschöpft aus, gehe bitte nach Hause, ich werde bei unserem Fremden Nachtwache halten, wissen wir nicht, wie schwer seine Verletzungen sind.“ „Na, gut, Romana, ich kann dir ja vertrauen, ist deine Art Liebe schon immer rein und göttlichen Ursprunges gewesen. Es war ein Geschenk des Himmels, als jener Pilger dich damals fand und mir überließ.“ „Ja, Nanna, das Schicksal geht oft seltsame Wege, aber nun gehe beruhigt nach Hause, wird in diesem Nebel wohl kaum jemand unsere Oase aufsuchen.“ Nanna blies die Kerze im roten Laternchen aus,  man konnte nie wissen, dachte sie unter letzten Zweifeln, umarmte ihre junge Romana, um sich innig zu verabschieden. Romanas Gedanken flogen durch das kaminrote Erkerzimmer, betrachtete die purpurfarbenen Vorhänge vor einigen Nischen, hinter denen sie oft Wolllust und Stöhnen vernommen hatte. Arme Nanna, wie groß ist dein Herz, sinnierte sie sich in sie hinein, nicht nur des schnöden Mammon wegen hast du irgendwelche Lustmolche glücklich zu machen versucht, weitaus mehr ihrer Seelennarben wegen. Ein Stöhnen unterbrach ihre Gedanken und besorgt beugte sie sich über ihren Schützling, der aus seiner Ohnmacht zu erwachen schien. Durst“, murmelte er mit schwacher Stimme, was Romana sofort veranlasste, für ihn einen Drink zu holen. In einem gefüllten Becher schob sie ihm mit einem Löffel Schluck für Schluck in den Mund, bis der Becher leer war.“ Rosenelexier, von mir selbst gemixt“, gestand sie ihm lächelnd, „ein Heilmittel, das ihnen helfen wird.“ „Danke, kleine Asiatin, ich fühle mich schon wesentlich besser!“ „Ob ich eine Asiatin bin, weiß ich nicht, wahrscheinlich ein Halbblut spanischer Herkunft, was man aber bis zur Stunde nicht heraus bekam. Irgendein Pilger marschierte fast tausend Kilometer durch Spanien, bis nach Santagio de Compostela, um an dem berühmten Grab des heiligen Jakob zu beten. Gott hatte sein Gebet erhört, fand dieser Mann mich auf dem Rückweg als wimmerndes Baby an einem Straßenrand, eine Mutter hatte mich ausgesetzt. So erzählte Nanna, als dieser Pilger mich ihr überließ. Sie lebte damals in einer ärmlichen Hütte, betreute in jenen Jahren kranke Menschen, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Das konnte sie aber mit mir nicht mehr wagen, ansteckende Krankheiten gab es zu Genüge...

 

 

3

„Wer ist Nanna, fragte Enrico gespannt?“ Romana beugte sich lächelnd über ihn, während er den Duft ihres Hauptes einatmete. Fasziniert blickte er in ihre fast nachtschwarzen Augen, in ihr ovales Gesichtchen, das umrandet mit dunkelbraunem, straff zurückgekämmtem Haar an eine himmlische Erscheinung erinnerte. Oder an Madonnen, von Meisterhänden geschaffen? Den goldbestickten Kimono, den sie trug, musste eine perfekte Schneiderhand zustande gebracht haben, eine Harmonie ohnesgleichen. Ihre sinnlichen, blassen Lippen lächelten ihn liebevoll an, aber es war ein anderes Lächeln, das er in seinem noch benommenen Zustand nicht zu deuten wusste. „Beginnen wir wieder mit ihrer Frage, wer ist Nanna?“ „Ja, wer ist sie, die ein solches Juwelchen heranwachsen lassen durfte?“ „Sie ist eine große Frau, eine ehemalige Künstlerin, deren Kunst man deshalb unterschätzte, weil sie ihrer Seelensprache treu zu bleiben gedachte. Sie wird jetzt in dem bezauberndem Dom in einer Art stillen Andacht verbringen – und für uns Beide beten.“ Schwach erinnerte sich Enrico, dass es die reifere Dame sein musste, die ihn mit Romana gemeinsam in diese Oase der Liebe gebracht, und ihn in das unwürdige Leben zurückgeholt hatte, in dem er mehr Leiden und Grausamkeiten durchlitt. Romana schien seine Gedanken zu erahnen, versicherte ihm ernsthaft, dass ihre Nanna sie damals deshalb Romana nannte, da für sie das Leben wie ein kitschiger Roman sei. „Sie ist zwar eine Prostituierte geworden“, flüsterte sie vor sich hin, „mehr wohl meinetwegen“, aber dennoch eine edle Seele geblieben!“ „Grausame Welt“, bestätigte Enrico, wonach er eines schmerzhaften Krampfes wegen in eine Ohnmacht fiel. Dabei rutschte aus seiner Hosentasche ein verschmierter Zettel, auf dem nur ein Name stand: Enrico... Müde legte sich Romana in einer kleinen Nische auf ihr Lager, während sie folgende Gedanken gen Himmel sandte: „Gott, Allmächtiger, bitte lasse Enrico bald wieder gesund werden!“

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Obwohl der Nebel sich noch mehr verdichtet hatte, war Nanna bald in der Kirche, die mehr an einen romantischen Dom erinnerte. Die beiden kupfergrünen Türme, Teile des Daches unter buntfarbigen Schiefer, das Ineinandergefügte hatte sie schon immer bei Tageslicht fasziniert. In einer verborgenen Nische, die sie sich auf der Empore ausgesucht hatte, versuchte sie eine ganze Weile ihre Gedanken zu sortieren. Wie würde Romana, ihr fleckenreines Seelchen

mit diesem Fremden die Nacht verbringen, würde sie einen Arzt benötigen, oder sollte ein neuer Lebensabschnitt beginnen? Sie betete stumm um göttliche Führung, alles war noch so verschleiert....

„Na, Huren Nanna, keinen Erfolg heute? – fragte sie plötzlich eine zynische, blecherne Stimme, „dem habe ich einen heftigen Tritt verpasst, auch Lars, wie er mir erzählte. Solch ein Heruntergekommener Säufer und Narr hat bei euch nichts zu suchen, nur wir sind deine Stammgäste und wollen sie bleiben.“ Eine Erregung ohnesgleichen packte Nanna, und unbeherrscht überließ sie sich einem heiligen Zorn. „Ihr Schweinekerle, wie konntet ihr einen armen Jüngling so behandeln?“ „Schon gut, Nanna, wir wollten keinen Fremden mehr dulden, deine letzten Stammgäste sein, nicht so sehr unseres Triebes wegen, mehr deiner mütterlichen Zuwendung, die wir bei unseren Frauen nicht fanden.“ „ Das wird nun ein Ende haben“, flüsterte sie in der stillen Kirche und verließ den Scheinheiligen unter energischen Schritten. Im unteren Kirchraum schaute sie noch ein letztes Mal auf das Kreuz hinter dem Altar, auf dem ein Christus angenagelt war. Hinter ihm hatte man eine Glaswand in allen möglichen Farben und Formen angefertigt, welch eine reizvolle Idee. Stumm flüsterte sie dem Gekreuzigten zu, dass er den Scheinheiligen, droben auf der Empore berühren möge. Mag er in seiner Art stillen Andacht über sein verpfuschtes Leben nachdenken,

überlegte sie noch immer erzürnt, während sie über den Marktplatz hastete, um sich erschöpft auf eine Bank zu setzen. Die in Kübel bepflanzten Blumen schienen alle wie kleine „Nebelkinder“ auszuschauen, nur ihr geliebter Lindenbaum hielt seine ausgestreckten Äste wie silberne Schutzarme über sie.

Ob er ihre Sehnsucht nach einer heileren Welt zu teilen gedachte?

Vermochte man sie hiernieden überhaupt zu finden? Ihre Gedanken schwirrten resigniert durch die beginnende Nacht. Nun bin ich eine Mittdreißigerin, für die meisten eine Dirne, obwohl sie nicht wissen, dass ich es Romanas wegen tue. Doch nun muss ein Schlussstrich gezogen werden, das bin ich meiner Romana, auch Gott schuldig.

Vom nahegelegenen Theater erklangen verträumte Melodien, Nanna sinnierte sich inspiriert, in eine Welt einstiger Zeiten.  

 

5

 

Schauspielerin wollte sie damals werden, ihren Urtalenten vertrauen, was jedoch ihre evangelische Pastoren Familie energisch ablehnte. Brotlose Künste, Sünde, verbanden ihre Eltern mit einer solchen Kunst. So verließ die junge Nanna quasi über Nacht und Nebel ihr Elternhaus, jedoch unter welchem Preis ? Ihren zarten erblühenden Leib sollte sie Managern verschenken, um Rollen zu bekommen? Sie erinnerte sich an Mario, den faszinierenden Theater Professor in Wien, der sie endlich so geschickt überredet hatte, ihm einen paradiesischen Nackttanz vorzuführen. Nanna war noch zu unerfahren und naiv, ließ sich überreden, dass man im Schöpfungsbericht, der Heiligen Schrift, auch unbekleidet vor dem Allmächtigen tanzen durfte, zumal Mario das so geschickt auszuschmücken verstand, dass sie ihre Schamteile mit einem Feigenwedel bedecken durfte. Nur unter dieser Voraussetzung tanzte sie sich in eine Extase hinein, während Mario himmlische Melodien erschallen ließ. „So musst du vor dem Publikum tanzen, Liebes“, stöhnte er über ihr liegend, während er Nanna entjungferte. Seine stechenden, schwarzen Augen schienen nicht den Schmerz, den todwunden Seelenschmerz seines Opfers zu bemerken, und Nanna flüchtete nach jener Nacht durch München, ihre Gedankenfetzen schrien nach Rache, Rache! Irgendwie schaffte sie es, per Anhalter erneut nach Wien zu kommen, fand ein anderes Theater, an dem der leitende Professor, sie gnädigst eine Nebenrolle spielen ließ. Doch bald bemerkte nicht nur Nanna, sondern auch die anderen, dass sie schwanger war. Ihren gewölbten Leib konnte die geschickteste Garderobe nicht mehr verbergen.... Wie konnte ich damals, fast mittellos ein Kind in diese Welt gebähren, das durch Marios Vergewaltigung ein armes „Würmchen“ geblieben wäre, durchgrübelte sie jene Zeit. Herrgott, vergib mir, dass ich diesen kleinen Bub, den ich nur einmal in den Armen halten durfte, jenen fremden Menschen überlassen musste, die mich nach Erwachen in der Klinik unter Hohn und Spott demütigten: „Hure, nun ist der kleine Bastard unser Kind!“ Unter einem sogenannten Hurenlohn entließ man sie dann aus der Klinik – und erneut in eine ungewisse Zukunft. Aber Gott ist gut, Gott ist Liebe, überlegte Nanna, als sie diese schlichte Hütte fand, in der sie nur noch für Leid und Elend zu leben gedachte. Nein, es kann nur eine göttliche Führung gewesen sein, als jener Pilger ihr damals das Baby Romana überließ, das vielleicht ebenso von irgendeinem gierigen Mario gezeugt ward. Nach all den Grübelleien entschloss sich Nanna, ihre kleine Wohnung aufzusuchen, die sie sich käuflich erwerben konnte. Und besonders für ihr Kleinod, Romana. Obwohl es weit nach Mitternacht war, setzte sie sich noch für eine Weile auf den dazugehörigen – kleinen Balkon, von dem sie über nächtliche Nebelwände schaute.       

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Oder noch tiefer in sich hinein lauscht ? Nanna fühlte, dass sie noch Unausgegorenes mit sich herumtrug. „Ein Ungestilltes, Unstillbares ist noch in mir, in meinem Wesen, eine Art Liebe, die ihre eigene Sprache deuten möchte“, flüsterte sie leise. Während sie sich einen Kaffee zubereitete, entnahm sie einen Zettel aus ihrer Bibel, auf dem sie folgenden Text las, den sie fast auswendig konnte. Wer hatte ihr diese Worte einmal niedergeschrieben?

L`AMORE FA PASSARE IL TEMPO

IL TEMPO FA PASSARE L`AMORE

Liebe lässt Zeit vergehen, Zeit lässt Liebe vergehen …Er war ein Italiener, erinnerte sich Nanna, ein sehr melancholischer, liebenswerter Priester, der sich fast in Romana verliebt hätte, als sie ihm eine kleine Sehnsuchtsmelodie vorsang. Das war bisher immer ihre Aufgabe gewesen, nie hatte sie ihr heranwachsendes Kind besudeln lassen, nein, nie. Schon als Kleinkind, als sie zum ersten Mal Mamma, anstatt Nanna zu ihr sagte, war sie endgültig ihr Kind, für das sie jedes Opfer auf sich zu nehmen gedachte. Blutsbande müssen nicht immer die Sprache der Liebe in sich bergen, nein, es war auch keine Rache mehr in ihr, Nanna, sondern mehr eine Barmherzigkeit, Dunkelseiten von Verschiedenen für das Göttliche zu wecken. Doch jenen Bankier – mit Juwelen Lars? Flüchtig dachte sie über ihre stille Andacht in der Kirche nach,nein, Sorten ihrer Art, kann Gott nur persönlich wach rütteln.  Als Romana dann in diesem Alter war, in dem sie begriff, zu was ihre großherzige Nanna fähig war, war sie sofort bereit, ihre Talente mit Nanna zu teilen. Aber nur mit ihrer glockenklaren Stimme, Texte in lyrischer Bereicherung. „Liebe Nanna“, gestand sie ihr damals, als sie 16. jährig die Realschule beendet hatte, und ein gutes Zeugnis mit nach Hause brachte. „Das Lehrerkollegium legte mir nahe, eine Musikschule aufzusuchen, um eine weitere Ausbildung meiner Begabung anzustreben!“ „Noch können wir uns das nicht leisten, Kind, unsere kleine Eigentumswohnung haben wir zwar bezahlt, aber die monatliche Miete für unsere Oase der Liebe ist erhöht worden, und ich weiß nicht, wie lange wir das Mietobjekt noch aufrecht erhalten können.“In wenigen Monaten wird sie 18 Jahre, überlegte Nanna, und wir könnten nun hier, in Meiningen, unsere „Zelte“ abbrechen, um irgendwo einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Ich muss mit ihr reden, waren ihre letzten Gedanken, wonach sie in einen Erschöpfungsschlaf fiel.....

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2. Teil

 

Wie im fröhlichen Wandern genoss Nanna die Frische des Sommermorgens, während sie über den verträumten Marktplatz schritt. Eigentlich ist es mir lieb geworden, dieses Kulturstädtchen Meiningen, in dem man von diesem Zentrum des Marktplatzes fast überall hin fand. Oder empfinde ich es an diesem Maien Morgen so anders, so reizvoll? Rosen, kleinere und größere Rosenbäumchen hatten ihre Knospen geöffnet, verstreuten ihren Duft in Fülle. Fast alle Blumenarten schienen in sehnsüchtiger Erwartung gen Himmel zu schauen, der schon in Sonne gebettet, einem farbigen Wolkenmehr glich. Besonders einige Frauen trugen ihre reizvolle Frühjahrstoilette provozierend zur Schau. Einige von ihnen gingen an ihr vorüber, als existiere sie nicht. Zwar schmerzte es im Inneren, aber Nanna vermochte es ihnen nicht zu verübeln, wussten sie um ihr anonymes Gewerbe, kannten jedoch weder Grund noch Ursache. Trotz des flüchtigen Schmerzes fühlte sie sich reich, innerlich reich, wenn sie an ihre Lebensbahnen dachte. Hohe Lebensbäume dehnten ihre Äste wie dunkelgrüne, betende Arme gen Himmel, Efeu umrankte kunstvolle Säulen, alles wie in einem ewigen Gebet waren Nannas letzte Gedanken, als sie schon vor ihrer Oase der Liebe stand. Beschwingt stieg sie die Treppenstufen hinauf, um im kaminroten Zimmer ihre Romana, natürlich auch den Patienten zu begrüßen. „Wie geht es ihnen, lieber Fremder?“ „Enrico heißt er, Nanna, eine Art Visitenkarte rutschte aus seiner Hosentasche und er scheint ein Künstler zu sein!“ Zu ihr aufblickend nickte er lächelnd, aber aus seinen Augen schimmerte noch Wehes. „Haben sie noch Schmerzen, Enrico ?- fragte ihn Nanna besorgt“, „nein, diese junge „Liebesblume“ befreite mich durch Gesang, vertont aus Psalmen. Auch wohltuende, in Eis getauchte Umschläge, sowie ihr Rosenmix Getränk trugen zur Genesung bei.“ „Aber ihr knurrender Magen scheint nach einer Sättigung zu schreien, wie werden uns ein Frühstück zubereiten!“ Rasch lief Nanna in die kleine Küche, mehr ein Provisorium, bestrich leichten Toast mit Butter, holte aus dem Kühlschrank frische Milch, während Romana in einer anderen kleinen Nische das Tischlein deckte. Enrico staunte, welche Ideen ein solcher, einziger Raum bot. Vorsichtig hoben die Beiden ihn, seinen langen, mageren Oberkörper empor, an der Bettkante sitzend, musste man ihn führen, um einen Sturz zu vermeiden. Dankbar saß er nun mit den Frauen am gedeckten Tischlein......

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 „Irgendwie scheinen meine Sinne noch ein wenig umnebelt zu sein“, stöhnte er vor sich hin“, „kein Wunder unterbrach ihn Nanna, bei diesem Sturz und Rohlingen gemeinster Art!“ Zwar wusste er nicht, von welchen Rohlingen diese gütige Frau sprach, erinnerte sich aber schwach, dass er von irgendwelchen Gestalten  noch heftige Schläge bekommen hatte.“Vergessen wir diese Gemeinheit“, Enrico, und gönnen uns heute einen freien Tag!“ „O, ja, rief Romana begeistert, ist dieser Maientag zu verlockend, um ihn nicht zu genießen!“ „Doch mit dieser Smoking Jacke?“ Inmitten Ernst und Humor lächelten die beiden Frauen, aber aufmunternd und um Enrico gleichzeitig zu beteuern, dass man Menschen, die nur auf das Äußerliche Wert legen würden, kaum gefallen müsse. Nach dem Verzehr des köstlichen Frühstückes wusch er in einer kleinen Dusche, in dieser Toilette und Waschbecken eingebaut war, letzte Spuren vom Erbrochenen ab.“Diese Jacke habe ich mir in einem Leihhaus geliehen, musste ich im Theater eine Rolle spielen, in dieser man mich zum Säufer und Narren ausgewählt hatte.“ Nachdenklich schaute der langewachsene Bursche in irgendwelche Fernen. Der wehmütige Ausdruck aus seinen graugrünen Augen verlor sich in Spuren der Resignation. Sein markantes Gesicht war dennoch unter dem dicken Blondschpf ein reizvolles. „Es war in einem Münchener Stadtteil, als ich nach der Theater-Vorstellung das Publikum nur noch verschwommen wahrnahm, denn eine solche Schmach zu erdulden, von einem solchen Deppen sogar noch eine Zugabe zu fordern, nein ihr Beiden, das tue ich mir nicht mehr an, würde ich auch das Taschengeld für mein Studium dringend benötigen. Ich bin zu einer höheren Kunst berufen, das spürte ich schon als Kind in der Tiefe meines Inneren.“ „Und welcher Art von Kunst, Enrico?“ – fragte ihn Romana gespannt, „zur Musik, besonders dem Klavierspiel!“ „Nanna, zu Hause haben wir doch ein Klavier, könnten wir diesen Tag nicht so verbringen, um Sinnerfüllung – bezüglich Enricos Kunst zu erforschen?“ „Natürlich, Romana, es wird wie so oft eine göttliche Führung sein.“Muss man dazu 34 Jahre werden, Nanna?“ „Nicht immer“, antwortete sie, schüttelte zur Bestätigung ihre blonden Locken, welche reichlich mit Silbersträhnen durchzogen waren. Diese Naturpracht übersah man allerdings, wenn man in ihr hübsches und gütiges Gesicht schaute. Ebenso die Falten, die sich besonders bei Tageslicht zu vermehren schienen. „Schauen sie Enrico, ich bin nun 35 Jahre, möchte einen Neubeginn wagen, aber wollen wir uns einen Spaziergang gönnen, durch den wunderschönen Park wandern, bevor wir in unserem Heim die eine oder andere Idee wecken? Danach könnten wir uns in, oder vor der Ratsstube ein köstliches Mittagsmahl gönnen.“ Alle waren damit einverstanden und Romana, die rasch das Tischlein abgedeckt und in der Kleinküche Geschirr gesäubert hatte, selig........

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Nach einer kleinen Wanderung durch die Stille des Parkes, genoss man vor der Ratshausstube ein köstliches Ragout. Den Kaffee können wir dann zu Hause genießen, während das buntfarbige Schieferdach des Domes in aller Farbenpracht glitzerte, und eine einzige Faszination für Enrico war. Doch wie staunte er, als man vor einem Haus stand, das im gotischen Stil erbaut sein musste. „Euer Heim, ihr Beiden?“ „Ja, im zweiten Stock, droben!“

„Welch eine entzückende Wohnung“, beteuerte Enrico in aufrichtiger Anerkennung, „fast wie ein kleiner Palmengarten, der nur durch liebevolle Herzen entstehen konnte!“ „Können wir nicht alles nach unserem Herzen formen, Enrico?“ „Irgendwie schon, Romana, wenn man aber als biederer Kaufmannssohn erzogen wurde, muss man solche Wünsche aufgeben.“Verletzt schienen seine Blicke durchs Zimmer zu rasen, als wolle er Gedanken  verscheuchen. „Sie wollte hoch hinaus, mich in ihren Strudel ziehen, den sie in höheren Gesellschaften, Konzerten auch fand. Um sie herum musste es flimmern, leuchten, nur so konnte man Kapital vergrößern. Auf dem einen oder anderen Wohltätigkeitskonzert, versuchte sie mit mir, fast noch einem Kind, die große Schau zu praktizieren, fragte mich nie, ob ich ganz andere Sehnsüchte und Wünsche habe. Auch in vollbesetzten Theaterlogen musste ich ausharren, nein, sie war mir keine gute Mutter und Vater beugte sich ihrem Willen. Zumindest waren die Beiden sich darin einig, dass man ohne Kapital kein Geschäft vergrößern könne, und das flüssiges Geld über Gefühlsduseleien

siegen müsse.“ Enrico war erschöpft und begann zu schweigen.  Dass er sich nur einen Bruchteil von der Seele

frei geredet hatte, ahnten die Beiden, während er hinter einer Palme versteckt, ein Klavier entdeckt hatte.

Wie magisch angezogen, schritt er vor dieses, setzte sich auf den Hocker, um seine schmalen Hände über die Tasten gleiten zu lassen. Zunächst noch zögernd, bald aber lebendiger, wurden Mensch und Spiel zu einem heiligen Konzert.

Die beiden Frauen erbebten. Urewiges Kommen, Gehen und Verwehen, Jahrtausende schienen in diesem Spiel zu liegen. Leben und Sterben wurden zum Kreislauf des Daseins und in diesem offenbarte sich sogar für einen Laien

die Tiefe und die edle Künstlerseele. Enrico war ein Genie! Tränenüberströmt lehnte er sich über das Klavier.

Nanna wusste, dass er nun eine Pause benötigte, welche dann auf dem kleinen Balkon stattfand.

Kaffee wurde gebraut, Limonade in Gläser gefüllt, auch besondere Plätzchen, von Romana gebacken, man durfte in dieser Idylle eine paradiesische Gemeinschaft teilen. Auch die Sonne weckte Energien, was besonders singende Vöglein durch aufsteigende Tänze bezeugten. Der blaue Rittersporn veränderte sich im Silberglanz, hängende Malven

tanzten durch einen leichten Windhauch. Unter ihnen dufteten die goldgelben Mahonien ihre Maiensehnsucht aus.

„Nanna, du hast hier eine Oase der Liebe geschaffen,“ Enrico?“                                               

 

1O

                                                                                                                                        

Er erschrak. War er unwillkürlich in die warme DU-Form gefallen, was aber Nanna, auch Romana beglückte. Unbewusst durfte er seine Sehnsucht, sein Vertrauen vertiefen und man war sich einig, dass man sich im gemeinsamen DU wesentlich näher, geborgener fand. „Licht und Schatten gehören zusammen, Enrico“, flüsterte Romana fast lautlos und alle wussten, was sie damit meinte. Man schwieg. „Einige Stunden, eine Nacht und diesen Tag kennen wir uns“, unterbrach Enrico das Schweigen, aber kennen wir uns wirklich, auch wenn es einen Zeitbegriff gäbe?“ „Ja, was ist Zeit, Enrico?“- fragte Nanna, während sie ihm auf der Couch ein Nachtlager zubereitete. „Philosofieren wir uns nicht eines Zeitbegriffes wegen durch diese Nacht, könnte sie zu einer „Zeitlosen“ werden!“ „Danke, Nanna, danke, Romana, wir alle benötigen Ruhe!“ Dennoch fragte er sich noch im Geheimen eine ganze Weile: Was ist Zeit?

11

Was ist Zeit, durchdachte Nanna dennoch mehrere schlaflose Nachtstunden, fand zu keinem anderen Entschluß, sich am nächsten Tag im Meiniger Bürgermeisteramt vorzustellen, um ein persönliches Gespräch mit dem Ratshaus Chef zu führen. Sie kannte ihn zwar nur flüchtig, hatte ihn aber in guter Erinnerung. Verhalf er ihr damals zum Ankauf ihrer kleinen Eigentumswohnung und zu einem günstigen Preis. Allgemein war er bekannt, ein gütiger Diener für Reiche und Arme zu sein.  Rasch machte sie eine Notiz für ihre Schützlinge, betrachtete sie liebevoll, um zum Schloss zu eilen. In dieses hatte man den Bürgermeister-Trakt eingebracht und im Vorzimmer wurde sie von einer netten Sekretärin empfangen, die sie allerdings bat, im Wartezimmer circa 2O Minuten zu warten.“Herr Ohnesorge ist in einer Terminabsprache“, „danke, ich werde gerne warten, bin ich ja unangemeldet gekommem!“ Nanna konnte ihre Gedanken sortieren, während sie allzurasch  im Zimmer vor Herrn Ohnesorge (Name geändert) stand. „Was haben sie auf dem Herzen, nehmen sie Platz, Frau Nanna.“ Zunächst noch stotternd, versuchte sie, den  notwendigsten Faden aufzunehmen, fühlte sich jedoch irgendwie blockiert. „Sie sind uns nicht unbekannt“, „kein Wunder“, unterbrach sie ihn verschämt. „O, nein, nicht im negativen Sinne, falls sie das meinen? Im Gegenteil, viele von uns bewundern sie sogar!“ „Mich, die Prostituierte, bewundern ?“ „Ja, wir haben seit längerer Zeit beobachtet, wie sie mit ihrer jungen Romana zumindest gewisse Männer zum besseren geführt haben, was aber nur die Einheimischen von Meiningen wissen!“ „So waren auch Spione in unserer Oase der Liebe, Herr Bürgermeister ?“ „Bedauerlicherweise, ja, Frau Nanna, musste ich das als Dienender der Gemeinde dulden, zumal es auch eine inoffizielle Oase ist.

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„Vandalismus, verkleidet in jeder Art und Weise,  machen fast nirgendwo Halt und wir, die Verantwortung tragen, sind oft so überfordert, um durchzuhalten. Insofern ist besonders ihre junge Romana für nicht wenige  zu einer lebendigen Andacht geworden und sie konnten sie ja nur durch ihre finanzielle Not so heranwachsen lassen.“ „Danke, Herr Bürgermeister, das macht mir Mut, mir eine spezielle Bitte zu gestatten!“ Der gütige Mann wusste bald, welche Art Bitte Nanna ihm abverlangte, erfuhr von Enrico, der in Nannas Wohnung eine Herberge gefunden hatte und den sie für einen begnadeten Künstler hielt. „Weshalb sollten sie einen Gast nicht für eine Zeit in ihrer Wohnung beherbergen dürfen, Frau Nanna?“ „Wir wissen aber nur, dass er Enrico heißt, seinen Nachnamen muss er des Sturzes wegen vergessen haben, aber er ist ein Genie ohnesgleichen. Auch Romana, meine kostbare „Blume“, konnte das bestätigen!“ „Frau Nanna, morgen könnte ich die Beiden persönlich empfangen, eventuell herausfinden, was noch verschleiert ist.“ Nachdenklich schaute er auf seinen Terminkalender, versicherte, dass er Morgen um die elfte Stunde Zeit habe, um bis zur Mittagspause mit Enrico und Romana zu reden. „Ich bin mir zwar noch nicht sicher, ob ich mich kundig machen kann, werde aber alles versuchen, was im Möglichen ist!“ Nanna bedankte sich sehr, wonach sie ihn verließ ......

 

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Während seiner Mittagspause musste der Bürgermeister immer wieder an Nanna denken, an diesen unbekannten Enrico, für dessen Kunst die tapfere Frau zu kämpfen gedachte. Das Romanas Kunst gefördert werden sollte, wusste er von seiner Tochter Heidi, die schon damals auf der Realschule in großer Hochachtung von dieser glockenjauchzenden Stimme ihrer Mitschülerin geschwärmt hatte. Dass Romana wie Nanna den Nachnamen Findeisen trug, war ihm natürlich bekannt, aber Enricos Familiennamen herauszufinden, schon fast unmöglich. München war eine große Stadt und einen Enrico würde kein Meldeamt heraus finden. Wie elektisiert durchfuhr ihn ein Gedanke. Er musste an den Münchener Kaufmann denken, Behrens, den er vor Jahren auf einer Messe kennengelernt hatte. Behrens, ja so hieß dieser Emporkömmling, der ihn zu einer Hausparty eingeladen hatte. Alles lief wie ein Film vor seinen geistigen Augen ab. Seine Macht besessene Frau, die ihn, den Bürgermeister vor Gästen zu präsentieren gedachte, doch von einem Kind, Enrico, hatte man ihm nichts erzählt, vielleicht sogar bewusst verschwiegen? Nun, Jahrzehnte waren vergangen, ob diese Behrens überhaupt noch existieren würden ? Sofort bat er seine Sekretärin, das Meldeamt in München anzurufen, welch einen Erfolg ! Es gab tatsächlich noch einen reichen Industriekaufmann Behrens, Fritz Behrens, den er endlich nach mehreren Anrufen am Apparat hatte. „Bürgermeister Ohnesorge, Karl Ohnesorge, dass sie sich noch an mich erinnern?“ „Ja, es kam wie ein Blitz über mich“, gestand er dem Industrie Boss, „ich suche für einen Jungmann Enrico den Familiennamen“, „Mensch, Ohnesorge, dass ist unser Adoptivsohn, dessen brotlose Kunst ihn wohl in den Ruin getrieben hat?

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Der Bürgermeister war sprachlos, was er Behrens eingestand. „Ja, da findet man keine Worte, Karl. Meine Frau Mara, Gott habe sie selig, verstand nie mit dem Bübchen umzugehen, na, sie ist seit einem Jahr verstorben, Krebs unheilbar, was Enrico noch nicht weiß. Undankbar ist er schon dieser Bursche, verließ uns quasi über Nacht und Nebel, um sich als Künstler zu beweisen. Sein Klavierspiel war zwar ein Genuss, konnte ihn aber nur selten genießen, fraß mich die Arbeit förmlich auf. Und von Kunst verstehe ich nicht viel.“ „In Meiningen lebt ihr ja förmlich inmitten von Kunst, Schauspiel und Theater!“ „Ja, aber ebenso unter Problemen, Fritz !“ „Wer muss die nicht durchstehen in der heutigen Zeit, Karl ?“ „Noch eine Frage, Fritz, welche Frau überließ euch damals ihr Bübchen Enrico?“ „Muss eine Vergewaltigte gewesen sein, von welchem Bastard  das Baby gezeugt wurde, bekamen wir nie heraus. Mara war es auch ziemlich gleichgültig, mir letztlich auch. Ich hätte ihn ja lieber in einer barmherzigeren Art und Weise aufgezogen, jedoch Mara vermasselte mir das ziemlich gründlich. Sie wollte als Wohltätige „gefeiert“ werden und mit einem adoptierten Kind noch größenwahnsinniger sein. Nicht alle nahmen ihr diese gute Tat ab – und der kleine Enrico schon gar nicht. Lebt er jetzt bei euch, in eurem wunderschönen Bungalow?“ „Nein, Fritz, bei zwei wunderbaren Frauen, einer reiferen Nanna mit Romana, ihrem Findlingskind.

Sie haben sich eine Art Oase der Liebe geschaffen, vor der sie Enrico während einer Nebelnacht blutig und verletzt fanden.“ „Dieser arme Narr, stammelte der Industrie Boss nun doch gerührt!“ „Für heute müssen wir unser aufschlussreiches Gespräch beenden, die Pflicht ruft! Du hast mir sehr geholfen, Behrens,“bleiben wir bei unseren Vornamen, Bürgermeister, bist ein gutmütiger Kumpel!“ „Morgen werde ich Enrico persönlich kennenlernen, dich erneut benachrichtigen, welchen Neubeginn wir mit deinem Adoptivsohn anstreben können. Einverstanden?“

„Natürlich, Bürgermeister, ich werde dich unterstützen!“

 

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Nanna schritt beglückt über den Marktplatz, kaufte einige Semmel und frische Milch, während sie lächelnd die gurrenden Tauben beobachtete. In großen Scharen stolzierten sie in einer Art Gemeinschaft über die kunstvollen, angelegten Pflastersteine, um sich sorglos ihr Frühstück  aufzupicken. Irgendwelche Brösel fanden die lieben Tierchen immer und Hanna durchdachte folgendes, biblische Zitat: Sie säen nicht  und ernten nicht, aber ihr himmlischer Vater ernährt sie dennoch.  Was müssen wir Menschen uns hingegen abmühen, versuchte sie einen Wehschmerz zu verbannen, schritt dennoch mutig weiter, bis sie vor ihrer Eigentumswohnung stand. Sie war in einem größeren Miet – oder Einkaufsobjekt eingebaut worden und besonders die Fenster leuchteten in harmonischen Farbtönen. „Nanna“, begrüßten sie ihre beiden Schützlinge in inniger Freude, wir lasen zwar deine flüchtige Notiz, sorgten uns aber, ist es schon Mittagszeit! Später müssen wir noch Enricos Smoking Jacke an das Leihhaus schicken, haben wir sie nicht schön und ordentlich eingepackt?“ „Ja, Kinder – und einen schlichten Blazer werden wir ebenso für Enrico kaufen.“ Während ihres gemeinsamen Mittagsmahles erzählte sie nun von ihrem Besuch bei Herrn Bürgermeister Ohnesorge und Enrico war sehr dankbar, dass er noch eine Zeit ohne Meldepflicht bei den Lieben verbringen durfte. Auch auf den morgigen Vormittag freuten sie sich sehr! „O, liebe, gute Nanna, wir leben unter Gottes Führung, welch eine tapfere und große Seele hat er in dir wachsen lassen!“ „Danke, Kinder, welch ein Kompliment!“ Und wieder verlief auch dieser Tag im harmonischen Ausklang, und alle ahnten, dass ein Neubeginn bevorstand!

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3. Teil

Nach einem kleinen Frühstück, vor Aufregung brachte man fast nichts in den Magen, gingen Enrico und Romana vorzeitig los, um pünktlich bei Herrn Bürgermeister zu sein. Lächelnd begrüßte er die jungen Menschen. „Das meiste konnte ich schon für sie herausbekommen, junger Mann !““o, sie haben einen Flügel in der Nische“, unterbrach ihn Enrico zwar unhöflich, aber begeistert! Er konnte sein künstlerisches Temperament nicht beherrschen, unerlaubt saß er schon vor dem Flügel, um „Den Hirt auf dem Felsen“ von Franz Schubert so erklingen zu lassen, wie es nur in einer göttlichen Verehrung möglich war. Waren es Brautglocken, die vom evangelischen Dom erschallten, oder Romanas Glockenstimme, welche „Den Hirt auf dem Felsen“ in einer solchen Verinnerlichung bejubelte, so dass der Bürgermeister tränenüberströmt sich selbst als den Hirten auf dem Felsen stehen sah und in eine Andacht fiel, die ihn alles um sich herum vergessen ließ. Ich darf sie noch nicht unterbrechen, überlegte er, während er den Jungmann Enrico betrachtete, der mit einem dunkelblauen Blazer, seinen hellblauen Jeans wie ein feuriger Romeo ausschaute. Durch seine blonde Haarpracht schienen sogar Feuerfunken zu glitzern. Romana, in ihrem klatschmohn-rotfarbenen Sommerkleidchen erinnerte an eine sehnsuchtsschwellende, asiatische Blume, die man nicht kannte, aber Fantasie so lebendig zu machen verstand, so dass man Unruhe und Alltagstrott vergaß. Leide ich an Halluzinationen?- fragte sich der Bürgermeister in stummer Ergriffenheit, versuchte sich aus dem Bann zu lösen, während ihm Enrico und Romana noch zwei andere Konzerte mit Gesang schenkten. Ein Himmelsgeschenk ! Im Sturmfluge schien diese Stunde zu vergehen, doch die Realität forderte Zeit und Raum! So schritt er zu den Beiden, die wie erwachend ihn um Vergebung baten. „Nein, es war eine Bereicherung, oder eine Art göttliche Vision, Herr Behrens?“ „Sie kennen Enricos Familiennamen?“ „Ja, Romana, am Vortag fand ich schon vieles aus seiner Vergangenheit heraus.“

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Dem Bürgermeister schien es schwer zu fallen, den Faden wieder aufzunehmen! „Ihre Mutter ist im letzten Jahr verstorben, Enrico, was ich von ihrem Adoptivvater, Fritz Behrens, erfuhr.“ „Sie war mir keine gute Mutter, Herr Bürgermeister“, unterbrach ihn Enrico, „das erzählte mir ebenso ihr Vater, aber hat das Leiden sie nicht geprägt, dass sie zu einem solchen Genie wurden?“ „Davon sind sie überzeugt?“ „Überzeugt wäre noch viel zu gering im Sinne des Wortes, brennend, begeistert! Auch von ihnen, junge Romana!“ Wie ein Schleier fielen von Enrico Streifzüge seiner Vergangenheit ab... „So bald wie möglich werde ich mit dem Intendant, Herrn Holzinger (Name verändert), reden, ja ich muss mich mit ihm treffen, versuchen, eure Talente so zu fördern, so dass man euch groß herausbringen kann.“ „Bitte, nicht, stöhnte Enrico, habe ich seit Kindheit zu Genüge leiden müssen, wenn mich so genannte Professoren während des Klavierunterrichts dermaßen demütigten, bei der kleinsten Entgleisung auf die Finger schlugen, worüber meine Adoptivmutter sich sogar noch freute. Auf ihren Wohltätigkeitskonzerten präsentierte sie mich als Wunderknabe, doch wie ich mich innerlich fühlte ließ sie kalt. Können solche Seelennarben je heil werden, Herr Bürgermeister?“ „Ja, Enrico, bei ihrer Urbegabung schon.“ „Danke, doch geben sie mir bitte eine Bedenkzeit, glaube ich, dass Nanna und Romana mir helfen können!“ „Aber natürlich, junger Mann, genießen sie mit Romana diesen wundersamen Entfrühlingstag!“ „Danke für ihre Güte, Herr Bürgermeister, danke für alles!“ Gütig und väterlich sah er den beiden nach, wusste in der Tiefe seines Herzens, dass er in diesem außergewöhnlichen Fall dem Schicksal ein dienender Helfer sein musste...

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„Romana, lass uns noch ein Caffee aufsuchen, eine Stärkung zu uns nehmen“, „natürlich Enrico, Nanna werden wir am Abend alles berichten!“ In einer Ecknische konnten sie sich eine gemütliche Pause gönnen, reden. „Schau, Romana, ich bin müde“, „hast du auf dem Sofa nicht gut geschlafen, Enrico?“ „O, doch, aber das ist es nicht, was ich meine.  Wenn man so lange als Narr, als Heruntergekommener von Menschen eingestuft wurde, kann man nicht plötzlich im Ruhm oder Rampenlicht sein. Allzulange musste ich das im Alleinsein durchleiden“, „aber untergräbst du nicht deine neue Chance, auch aufkeimende Genesung?“ „“Irgendwie schon, Romana, doch irgendwie findet mein Gehirn noch keine Ruhe, rast wie ein weidwundes Tier im Kreislauf Leben!“ „Wollen wir uns einen Spaziergang durch den Park gönnen, Enrico, die Frische der Natur wird deine düsteren Gedanken verscheuchen!“ Während sie durch den Park spazierten, fragte Romana nachdenklich: „Was kann Zeit im Sinne Heilung bedeuten, Enrico?“ „Alles und nichts, Romana!“ „Wie meinst du das, Enrico?“ „Es ist schwierig, dir das zu erklären, aber ich werde es versuchen!“ Und er begann zu reden. „Habe ich mich für eine Weile in einen Studienkurs eingebunden, die Leiter des Planetariums vermochten mich nur bedingt zu überzeugen, dass unser Planet Erde durch einen Urknall entstand. Dieser kleine Planet ist doch zu einem versinkenden „Paradies“ geworden, obwohl unser Schöpfer Grundarbeit geschaffen hat. Seinem Widersacher passte das zwar nicht, Romana, fast hätte ich ein Buch darüber geschrieben, hatte ein fast fertiges Werk, doch nicht das Geld, für meine Arbeit als mittelloser Narr, Spinner. Nächte habe ich in billigen Buden verbracht, Sonne, Mond und Sterne schienen selbst diese zu erhellen, nicht aber in versteinte Herzen zu fallen, welche die Erkenntnis Schöpfungsliebe am meisten benötigt hätten. Das himmlische Uhrwerk tickt eben anders – und das seit Milliearden von Jahren. Zeitlos kann für uns Sterblichen nur das Unsichtbare sein, das sich in der Liebe verbirgt. Nur wenige Visionäre vermochten das zu bezeugen, jenes göttliche Licht, jenes Leben über den Himmeln. Auch Saulus wurde erst dann zum Paulus, bis es an der Zeit war, von Gott ergriffen zu werden.

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Ebenso Maria Magdalena konnte erst durch Jesus Gottesliebe dermaßen ergriffen werden, so dass sie ihr zuvorig, verpfuschtes Dirnen Leben in einer heiligen Umkehr fand. Für mich ist im Wesentlichen Zeit, wenn Poesie, himmlische Poesie, durch alle Lebensphasen einen ehrlichen Neubeginn schafft, Romana!“ „Setzen wir uns für eine Weile auf eine Bank, Enrico, ja, auf diese hier, sie scheint uns erwartet zu haben.“ „Romana, deine Art Poesie ist so rein und reizvoll durchflutet, so dass man Dunkelheiten in sich kaum noch bemerkt.“ „Danke, Enrico! Schau, wie die Sonne die Blumen küsst, wie Sträucher und Bäume in Knospen aufbrechen, ach, Enrico, das alles wird in unsichtbaren Fäden noch immer von unsrem Schöpfergott gelenkt, geleitet, vollbracht.“ Vom Dom hörten sie einen Chor singen, der bewegt und sehr verinnerlicht diesen Text bezeugte: Die Himmel singen des Ewigen Ehre, ihr Klang trägt seinen Namen fort..... „Es muss ein Text aus dem 19. Psalm sein“, flüsterte Romana beglückt, „doch ich vergaß, wer ihn verfasst, auch vertont hat.“ „Schau, Romana, wir sitzen hier in der Naturkirche Gottes, in der wir uns so innig dem Ewigen verbunden fühlen!“ „Aber eines macht mich traurig, Enrico, sehr traurig, Nannas Werdegang. Als du von Maria Magdalena erzähltest, musste ich so intensiv an Nanna denken, welche trotz ihrer Gottesliebe eine Prostituierte ist. Am heutigen Abend wird sie wieder in der Oase der Liebe sein, in der üble Typen sie verletzen, demütigen können.“ „Nein, das wird sie nicht, Romana, wir werden in eurem Heim, dem geheiligten „Palmengarten“ sein und Gemeinschaft teilen!“ Und wie zur Bestätigung flogen weiße und buntfarbige Schmetterlinge gen diese Richtung. Nun werde ich mich einer heiligen Verpflichtung zu stellen haben, waren Enricos Gedanken, während er mit Romana zum Theater schritt. Automatisch zählte er 6 schmucke Säulen korinthischer Bauweise vor der Vorderfront, welche den Giebel trugen. Die Wandflächen der Vorderfassaden schmückten rechts und links zwei Reliefs, auf denen heitere und ernste Muse dargestellt wurden. In diesem wunderschönen Theater Meiningen würde man einen Führer benötigen, um weitere Kunst im architektonischen Sinne zu begreifen. Dankbar nahm er eine Broschüre an, nahm sich vor, diese später gründlicher zu durchforste. Nanna würde warten, und sie war wichtig, sehr wichtig.

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Auf ihrem kleinen Balkon sitzend, hatte Nanna schon das Abendbrottischlein gedeckt, Reis mit Hähnchenschenkel. Die Kinder werden hungrig sein, dachte sie liebevoll, was sie dann auch waren. Aber nicht nur das, sondern auch gefüllt mit Gedanken, Ideen. „Liebe Nanna, ab heute gehst du nicht mehr in diese Oase“, versicherte ihr Enrico im energischen Ton, obwohl er noch nicht wusste, wie er sein Vorhaben umsetzen konnte. „Nanna“, unterbrach Romana, „Enrico ist ein Adoptivsohn eines reichen Industriellen Behrens, das und noch mehr fand der nette Bürgermeister heraus. Herr Behrens hat seine Firmengruppe in München, versprach aber Herrn Ohnesorge, sich um das künftige Schicksal Enricos zu kümmern.“ „Es kann nur unser Schicksal sein und werden, Romana“, versicherte Enrico ernsthaft.“ „Oder göttliche Führung“, widersprach Nanna und erklärte ihre Einstellung präziser. „Schicksal ist zwar ein allgemeiner Begriff, viele glauben auch an eine Führung vom Herrgott, aber verallgemeinern es im eigentlichen Sinne. Gottes Führung ist gezielt und weise für jeden Menschen durchdacht, Kinder!“ „Aber warum ließ es Gott dann zu, dass Enrico eine solch berechnende Adoptivmutter bekam? Noch immer leidet er, obwohl sie schon gestorben ist!“ „Liebes, nicht immer ist es Gott, der Leiden zulässt, oft sind auch wir Menschen nicht schuldlos....!“ Romana schwieg. Ihre Gedanken gingen eigene Wege, ihre Wege. Welche Mutter konnte ein hilfloses Baby aussetzen, einem Pilger überlassen, der es wiederum einer Fremden überließ? Nein, Nanna war nie eine Fremde, dachte sie gleichzeitig bestürzt, vergaß, dass sie ihre Gedanken hörbar werden ließ.“Vergebung, Vergebung“ – stammelte sie vor sich hin. Nanna, sowie Enrico glaubten, dass er nur dann seine Seelennarben verlieren könne, wenn er der Verstorbenen vergeben würde. „Ja, Romana, Enrico  sollte nach München reisen, um zumindest am Grab seiner Mutter auch in gute Rückerinnerungen zu fallen“, gestand Nanna. Dennoch verlief auch diese Nacht sich in vielen, ungelösten Fragezeichen!!!!!

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Nanna glaubte, dass letztendlich alles wie ein Spuk sei, Schluss mit der Oase, niemanden mehr hörig sein müssen, keine Geldsorgen mehr, einen gemeinsamen Neubeginn, der zwar Segen versprach, aber für sie noch arg im Ungewissen lag. Keine Zweifel mit auf den neuen Weg hinübernehmen, sprach sie sich Mut zu, der am nächsten Vormittag berechtigt schien. Der Postbote überreichte ihr einen Brief, der an Enrico gesandt war! Fritz Behrens München ? „Enrico, der muss von deinem Vater sein!““Ja, Nanna, mal schauen, was er berichtet!“ Enrico vertiefte sich in den Inhalt, sein Vater bat ihn, sofortigst nach München zu kommen. Ein größerer Geldschein lag zwischen dem gefalteten Brief, auch eine Fahrkarte erster Klasse für die Zugfahrt am nächsten Tag. „Er weiß doch, dass ich ohne euch Beiden nichts mehr unternehmen werde“, murmelte er zynisch,“hat sein Freund, der Bürgermeister ihm das wohl verschwiegen ? Und am morgigen Tag schon?“ „Doch, Enrico, du solltest das Angebot annehmen“, ermutigten ihn die beiden Frauen, „es wird dir gewiss gelingen, eine größere Mietwohnung zu finden und wir könnten so bald wie möglichst zu dir kommen.“ Nur unter dieser Voraussetzung stimmte Enrico zu. Und so fuhr er am nächsten Tag mit dem notwendigsten Gepäck nach München, kam während des Sonnenunterganges am Hauptbahnhof an, ließ sich von einem Taxi in ein Zentrum fahren, das nicht fern vor dem riesigen Industriegebäude Behrens lag. Der Taxifahrer half ihm, ein geeignetes Häuschen zu finden, für das der Vermieter zwar eine sündhaft teure Miete verlangte, aber durch des Vaters Geld konnte er es sich leisten, sich in dieses Domizil einzumieten. Gipfelten seine Gedanken fast nur zu den beiden Frauen, welche er in Meinigen noch anzurufen gedachte. Da er im Häuschen kein Telefon vorfand, wanderte er  durch nächtliche Straßen, von denen er zwei nebeneinanderliegende Villen erkannte, die einst sein Vater erbauen ließ. Die eine sollte später ihm gehören, worauf er aber damals keinen Wert gelegt hatte. Doch nun musste er umdenken, Nannas und Romanas wegen, fand endlich ein Telefonhäuschen, um die Beiden anzurufen. Er erzählte ihnen von dem Häuschen in das er sie bald zu holen gedachte.  „Irgendwie scheint hier alles in einer weihevollen Stimmung zu liegen“, gestand er ihnen beglückt, „bloß muss ich noch den Sinneswandel von Vater erkennen“, „es wird sicherlich ein guter werden“, trösteten ihn Nanna und Romana zuversichtlich.....

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4. Teil

Vor der Villa seines Vaters musste sich Enrico Gewalt antun, um sich im ehrlichen Gespräch mit ihm zu finden. Ein abgebrochener Lorbeerzweig lag vor dem Treppenaufstieg, hob ihn automatisch auf – und wurde mit diesem Zweig in der Hand von einem älteren Herrn empfangen. Mit silbergrauem Haar blickte er ihn forschend an. Sollte er noch immer ein Narr sein, dachte er im Geheimen, als er seinen Adoptivsohn betrachtete. Einen halb verdorrten Lorbeerzweig als Begrüßungsgeschenk? Mit scharfem Verstand wusste Enrico sofort um seine Gedankengänge, die er unter folgenden Worten korrektierte. „Diesen Zweig fand ich drunten vor dem Treppenaufstieg, dachte an eine Art Symbolik, dass unser Leben ebenso verdorrt verlief!“ „Junge, wir haben nun zu Genüge Zeit, das alles wieder neu aufzuarbeiten – und wenn du ein solches Genie bist, wie mir der Meininger Bürgermeister bestätigte, dann will ich dir helfen, dass du in deiner Kunst Sinnerfüllung findest. Irgendwie hat sich dann auch dieses Schaffen gelohnt, für das nicht nur Mutter, sondern auch ich gekämpft haben!“ „Aber seid ihr dabei auch innerlich reicher geworden?“ „Nein, Enrico, Mutter musste ja unter Qualen sterben, die besten Ärzte vermochten ihr nicht mehr zu helfen. Inneren Reichtum erlebt man nur in Romanen, nicht aber in der Realität! Und deine beiden Prostituierten haben dich vielleicht doch verführt, mag Karl, der Bürgermeister, sie auch in den höchsten Tönen gelobt haben! Es mögen vielleicht Außergewöhnliche sein, verurteilen werde ich sie nicht, habe persönlich hin und wieder solche Seitensprünge gemacht, da deine Mutter sich mir fast immer entzog, wenn mich der Mannestrieb packte. Sollen die Beiden in ihrer Meininger Eigentumswohnung glücklich werden, denn die so genannte Liebesoase ließ der Bürgermeister schließen.“ „Gott sei Dank“, stöhnte Enrico befreit, aber es war ein anderes Glück, Vater, welche ich durch sie erfuhr, eine Liebe, die man nur göttlich nennen kann. Beide Frauen schenkten mir mehr, als alles Geld und Gut und ich versprach ihnen, sie so bald wie möglichst nachkommen zu lassen. Deshalb habe ich mir auch das Häuschen in der Rosenstraße gemietet, was ich ja nur deiner großzügigen Spende wegen tun konnte. Du musst sie persönlich kennen lernen, Vater, lieber Vater, um dir ein eigenes Urteil zu bilden!“ Vater, lieber Vater, nannte er mich, grübelte Fritz Behrens in sich hinein, das ließ seine Seele nicht unberührt!

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Als zielstrebiger Manager gewohnt, nichts auf die lange Bahn zu schieben, entschied er spontan, schon am morgigen Tag die beiden Frauen hier in München zu haben, wofür ihn Enrico innig umarmte. Das war weder berechnend noch ein Schauspiel, dachte der fast 70-jährige Industrieboss und ein warmes Gefühl durchströmte sein Herz. Und schon am nächsten Tag mühte sich ein Zug durch nächtliche Stunden gen München. In ihm saßen unter anderen Reisenden ... Nanna und Romana! Alles in Enricos Häuschen war für sie so vorbereitet worden, dass sie sich wohl fühlen konnten. Glücklich und dankbar bezeugten sie ihm diese Liebestat. Am übernächsten Tag wollten sie mit ihm und seinem Vater zuerst die Grabstätte der verstorbenen Adoptivmutter aufsuchen, Nanna ahnte, wie sehr das zur inneren Heilung für Enrico dienen mochte. Und dieser Tag schien sie im wonnigen Sonnenschein zu begrüßen. Sie kaufte noch eine frischen Rosenstrauß, bevor sie nun flüchtig Herrn Behrens kennen lernte. Über diesen absonderlichen Wunsch war er zwar überrascht, schritt jedoch bald gemeinsam mit dem Trio über den Friedhof, um sie zu der schmucken Grabstätte zu führen. „Hier liegt sie, Junge“, jedoch was geschah plötzlich und unerwartet? Romana begann zu singen, zu jubeln: „Hier, wo sich die Wege scheiden...“ „Bitte noch das Friedenslied von Brahms“, stöhnte Enrico, während Nanna die Rosen auf dem Grab verteilte. Tränenüberströmt, ergriffen wie selten zuvor, setzte sich Fritz Behrens auf die Bank, bat sie schon fast schluchzend, nochmals das Lied zu singen. Und Romana, in ihrem klatschmohnfarbigen Kleidchen jubelte erneut: „Hier, wo sich die Wege scheiden...“ Das muss sie in der anderen Welt gehört haben, hiernieden nie, überlegte Fritz erregt – und schaute automatisch in das blaue Firmament! Mehr denn je begann er nun Enrico zu begreifen, vermochte aber Nannas Gesinnung nicht zu teilen, die sich neben ihn auf die Bank setzte und ihm flüsternd gestand: „Wir wollen Abschied nehmen, Herr Behrens, am morgigen Tag müssen wir nach Meiningen, ja, hier müssen sich auch unsere Wege scheiden!“ „Kommt nicht in Frage“, widersprach der Mann energisch“, eine solche Kunst kann niemals Abschied nehmen! Niemals!!“ Ein leichter Windhauch ließen Nannas Silberblondlocken leicht aufflattern, in ihrem schlichten, grauen Kostümchen schaute sie wie eine gereifte Kornähre aus. An wen erinnert sie mich nur, überleget Fritz, fand sich jedoch nur in einer Art Erinnerungslücke. „Gönnen sie mir den Genuss, zunächst noch zumindest für einige Tage meine Gäste zu sein!“, bat sie der noch immer erregte Mann! Nanna wollte ablehnen, vermochte es aber nicht. „Schon am heutigen Abend werden wir in meiner Villa eine kleine Zusammenkunft feiern.“ „Danke, aber bitte ohne Gäste“, bat Nanna ihn ernsthaft...

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19 Uhr!

 

„Gnädige Frau, ihr Beiden, tretet ein, habe im Terrassenzimmer alles zubereiten lassen, bitte Gnädige, nehmen sie hier – in dieser Nische Platz!“ „Danke, Herr Behrens, doch die Gnädige wollen wir verbannen.“

„Entschuldigung, vergaß ich, dass man sich in einer solchen Erwerbsquelle anders angesprochen fühlt“, „nein“, unterbrach ihn Nanna, nicht deshalb, sondern weil es so hochtrabend klingt. In ihrer schlichten Art zog ein verräterisches Rot über ihr blasses Gesicht, während ihre blauen Augen blitzten. „Haben sie ein wertvolles Heim“, versuchte sie abzulenken, wonach sie hinaus auf die Terrasse schritt, sich über die Brüstung  aus edlen, gehauenen Stein lehnte, um hinab in einen smaragdgrünen Swimmingpool zu schauen. Wie reizvoll, wie lebendig ist dieser Garten“, überlegte sie ehrlichen Herzens“, was sie dann auch Herrn Behrens gestand. Nicht aber dieser Prunksaal, dachten fast gleichzeitig Enrico und Romana, schwiegen aber, um den Gastgeber nicht zu verletzen. Obwohl man in ihm nur die wertvollsten Stilmöbel vorfand, prägte das Gesamtbild eine eisige Atmosphäre. Hier hat eine warmherzige Seele gefehlt, sinnierte Nanna, konnte Enrico mehr den je begreifen, dass er aus diesem Milieu geflohen war. Irgendwie erschrocken blickte er zu einem riesigen Porträt hinauf, was besonders sein Vater zu bemerken schien. „Schau nicht hinauf, Enrico, vergiss die Zeiten einer düsteren Vergangenheit! Sie war, ja sie konnte keine gütige Mutter sein, weder Mutter noch Gattin! Doch nun langt zu, habe ich diese köstlichen Speisen von Hotel Krenzer kommen lassen, ist seine Küche Spitze, erstklassig. Man begann es zu genießen.....

Vor – Haupt – Nach Speise! Diesen edlen Wein habe ich persönlich im Hauskeller gefunden, wusste nicht, dass Enrico und die Frauen lieber ein schlichtes Heilwässerchen bevorzugt hätten. Doch war man dankbar für die Fürsorge.

 

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Da es noch ein wunderschöner, warmer Sommerabend war, wagte Nanna zu bitten, ihn auf der Terrasse oder im Garten zu genießen. „Aber natürlich können wir es uns draußen gemütlich machen, ist doch die Natur ein Wunder göttlicher Schöpfung!“ Alle staunten über eine solche Gesinnung von Fritz Behrens, war er doch nicht ein hartgesonnener  Industrieller? „Wer hat denn ihren Garten So reizvoll gestaltet?“ fragte Nanna, während durch das letzte Abendrot alles glitzerte und flimmerte. „Zwei arme Burschen, kein Geld, sollten es sich hier verdienen, was sie dann auch mit Fleiß und Ideenreichtum taten. Es ist zwar keine perfekte Gartenarchitektur, dennoch sind alle Gäste begeistert. Eine Nachtigall bezeugte das im jubelnden Gesang, in den mittlerweile nächtlichen Gärten. Romana hingegen jubelte noch eine andere Sehnsuchtsmelodie in diese Nacht:     

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Sehnsuchtsmelodie?

Nein, für diesen Text mit Vertonung vermochte man kein Wort zu finden, um jegliche Verinnerlichung zu bezeugen:

Guten Abend, gute Nacht,

mit Rosen bedacht,

mit Näglein besteckt

schlupft unter die Deck!!!

Morgen früh, so Gott will

wirst du wieder geweckt......

Morgen früh, so Gott will

wirst du wieder geweckt....

(Johannes Brahms – Melodie.... Heinrich Reimannn Text)

Alle fühlten sich beflügelt, den Refrain  so mitzusingen, so dass sogar die Bäume im stillen Klatschen dem Ewigen einen Dank schenkten.......

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„Nein, meine Lieben, wollen wir nicht bis Morgen früh warten, gönnen wir uns noch eine Weile, eine Stunde im Garten, um diese Kunst, so Gott will, sie so zu wecken, so dass die Villa ebenso im geheiligten Wecken aufatmet“, versuchte Fritz Behrens seine Gäste zu ermutigen. Da es wie ein Seufzen aus seiner Brust hervor quoll, ließ man sich überreden. Durch diesen Heimgarten zu wandern, war eine wahre Wonne, aber man begann zu frösteln.

So ging man wieder ins Haus, ins Terrassenzimmer. In der hinteren Nische entdeckte Enrico ein Klavier, nein, einen Flügel, vor den Enrico sich auf einen Hocker setzte. Den Seidenvorhang, der diese Nische bedeckt hatte,  zog er beiseite, wollte nicht im Verborgenen Töne erklingen lassen, nicht auf diesen scheinbar geheiligten Tasten.

Alle sollten mit ihm EINS sein, ja, alle. Zunächst fand man sich in einer erwartungsvollen Stille, die den Atem anhält, bis man im Unterbewusstsein nicht mehr im Schweigen, sondern in einer Art träumerischen Erwachens, den Eindruck des Traumes durchleben möchte. Noch zögernd, bald aber mit doppeltem Eifer, glitten seine schmalen Hände über die Tasten, sie schienen sich wie nach einem langen Schlummer danach gesehnt zu haben.

Die Augen des verträumten Blondschopfes konnten die Lauschenden nicht beobachten, sich aber in seine Gefühlswelt hinein versetzen...

Urewiges Kommen und Gehen, alles im Hauch des Verwehen – und dennoch immer wieder ein Anfang der Unsterblichkeit. Erschüttert fand sich Fritz Behrens in diesem ewigen Strom eines Kreislaufes, in dem man über den Tod hinaus leben würde. „Enrico“, murmelte er fassungslos, „was haben wir dir angetan?“ Trostvoll legte Nanna ihr Hände über die seinen, vermochte er das Zittern nicht zu unterdrücken.

Durch diesen stummen Händedruck fühlte er sich noch tiefer berührt.......

                                                                                                             

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Alles in Behrens schwieg und stöhnte zugleich, welch ein Genie ist dieser Adoptivsohn. Aber nicht nur er, schritt Romana neben ihn, um Enrico im fast lautlosen Ton zu bitten, folgendes Lied zu spielen, das sie im verträumten Nachtjubelklang sang:

 

 

Erde singe

 

Erde singe, dass es klinge, laut und stark dein Jubellied!

Himmel alle, singt zum Schalle, dieses Liedes jauchzend mit!

Singt ein Loblied eurem Meister,

preist ihn laut, ihr Himmelsgeister:

Was er schuf, was er gebaut,

preist ihn .................. laut!

 

 

Kreaturen, auf den Fluren,

huldigt ihn mit Jubelruf !

Ihr im Meere,

preist die Ehre,

dessen, der aus „nichts“ euch schuf !

Was auf Erden ist und lebet,

was in hohen Lüften schwebet,

lob ihn! Er haucht ja allein ..... Leben ein.........

 

( Worte: Joh.v. Geissel 1835   Weise: Nach „Tochter Sion“  1741)

 

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Nanna und Fritz vermochten nur noch im Schweigen den beredtesten Ausdruck zu finden, doch bemerkten sie bald, dass die Beiden nun müde waren, müde, mehr einer Hingabe psychischer Erschöpfung wegen.

„Morgen werde ich in Meiningen anrufen, Kinder, diese Kunst muss im dortigen Theater möglichst viele Menschen berühren. Der Bürgermeister wird ja den Theater Intendanten kennen, baldigst muss alles geschehen!

„Danke, Herr Behrens“, flüsterte Nanna, „aber weder Romanas noch Enricos Allgemeinwissen konnte gefördert werden“, „was doch nichts damit zu tun hat, dass sie Ur- Talente sind!“

„Nein, Herr Behrens, es sollte im Allgemeinen nichts damit zu tun haben, ist aber besonders in unserer Zeit eine solche Bildung Voraussetzung für......“

„Voraussetzung für eine Herausforderung, Frau Nanna, welche ich zum neuen Lebenspfad mit allen Mitteln unterstützen werde!“

Es war fast nach Mitternacht, als Herr Behrens ein Taxi bestellte, um seine ihm so Liebgewordenen, in die Rosenstraße fahren zu lassen.

Dankbar, sehr dankbar verabschiedeten sie sich!

Mein erster Anruf wird morgen früh in Meiningen sein, doch, dort müssen die begnadeten Menschen ihren Neubeginn finden. Hauptsächlich ihres Rufes wegen, der doch eine einzige Berufung  göttlicher Kunst ist.....

 

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5. Teil

Am nächsten Morgen, fast zu früh, rief Fritz Behrens im Bürgermeisteramt Meiningen an, war fast wütend, dass sein Kumpel, Karl Ohnesorge, noch in einem längeren Gesprächstermin eingebunden war.“ Gegen 11 Uhr werden sie mit ihm reden können“, versicherte ihm die Sekretärin, oder er kann sie zurück rufen?“ Na gut, dachte der typische Manager, versuche ich indessen herauszufinden, wo einst eine Nanna Findeisen wohnte. Sein Sekretär musste wieder Meldeämter einschalten, bis endlich eines den Namen Findeisen fand. In irgendeiner Provence, fern von München lebte eine Pastorenfamilie, erfuhr er von einer unpersönlichen, schnoddrigen Stimme. Protestanten strengster Sorte, die eine einzige Tochter Nanna verbannten, weil sie sich nach tänzerischer Freiheit sehnte. So steht es hier im Register. Eine solche Freiheit aber passte nicht in ihre Religion, typisch evangelisches System. Da sind wir Katholiken großzügiger mit unseren Kinder, meine 17. jährige Tochter könnte Tänzerin werden. „Herrgott, halten sie ihren Mund“, fuhr ihn Behrens ziemlich grob an, „glauben sie, dass es unserem Herrgott nicht ziemlich gleichgültig ist, welcher Glaubensrichtung Menschen guten Willens angehören?“ „Nein, nur wir, die Katholiken sind die wahren Auserwählten“, belehrte ihn diese schnoddrige Stimme“, und diese Pastoren Familie Findeisen gibt es nicht mehr. Verstarben frühzeitig, ein Beweis göttlicher Gerechtigkeit!“ „Sie Depp, sie saudofer Depp“, unterbrach ihn Behrens wütend, wonach er den Hörer auflegte. Zumindest wusste er nun, wer Nanna war, sie muss das arme, damals 17-jährige Mädchen gewesen sein, das....

Wie ein Blitz durchzuckte es ihn, sah sie nicht der einstigen Vergewaltigten ähnlich, deren Söhnchen sie, Behrens adoptiert hatten? Die fast 36- jährige gereifte Ähre, dachte er flüchtig, während das Telefon klingelte.

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Ja, es war Karl Ohnesorge, der nun für eine Weile Zeit hatte.

„Ich habe es dir ja bestätigt, Fritz, dass Enrico ein Genie ist, Ebenso Romana, mit ihrer talentierten Glockenstimme. Von Nanna ganz zu schweigen, sie ist eine gereifte, edle Seele. Und wenn sie wieder hier in Meiningen sind, gibt es keine Liebesoase mehr. Ich habe sie restlos auflösen lassen. Die beiden Gauner haben sich vondannen gemacht, Insolvent und Krankheit trieben sie ins Ausland. Irgendwo im Süden sind sie sesshaft in meinem mir unbekannten Domizil, ist mir auch gleichgültig, Fritz. Weniger gleichgültig ist mir die allgemeine Gefährdung unseres Landes, vieles liegt im Argen, müsste gerechter sein. Das ist auch die Meinung unseres Theater Intendanten, Holzinger, ich werde dir per Fax einige, in seiner Broschüre verfassten Worte senden, sofort meine Sekretärin beauftragen, notwendigsten Inhalt ab zu tippen, um ihn dir durch zu faxen.“ „Danke, Karl, es wird mir weiter helfen.“

„Und hoffentlich werden wir uns bald hier, in unserem Meiningen, diesbezüglichen, gemeinsamen Aufgaben stellen, Fritz, habe schon mit unserem Intendanten gesprochen!“

Im Einklang verabschiedeten sich die Beiden.

Schon bald erhielt Behrens das Fax mit folgendem Inhalt: 

                                                                                                  

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Lieber Fritz !

Wir, die Verantwortlichen wissen, wie sich die Problematik zwischen „Arm und Reich“ zuspitzt und müssen deren gefährliches, Gesellschaft zerstörendes Potenzial untersuchen. Wären unsere sozialen Probleme wie Arbeitslosigkeit, Vereinsamung durch Sinnverlust, Flucht in den Drogenkonsum oder Jugendvandalismus überhaupt noch zu lösen?

Mit diesem Themenkreis kommt man zu weiteren Fragen: Wie groß ist die Gefahr des Terrorismus? Warum suchen Menschen ein Ventil für ihre Unzufriedenheit in Ausländerfeindlichkeit, Fremdenhass? Warum verlassen so viele Menschen in den armen Ländern der Dritten Welt ihre Heimat? Hat unsere Gesellschaft überhaupt noch Zukunft ? Ob „oben oder unten“, man sollte nie vergessen, dass alle Menschen die gleiche Menschenwürde haben, auch wenn sie sehr unterschiedliche Rollen spielen müssen. Wir benötigen ein breites Repertoire, welches sich in Vielfalt ans Publikum wendet. Gäste aus dem In-und Ausland.

Stelle dir vor, lieber Fritz, wir hätten Frauen wie eine Besondere vor 8OO Jahren, Elisabeth von Thüringen, doch deren Mut feiern wir ja besonders im Theaterleben. 2OO7 feiert ganz Thüringen diese Patronin, die als reiche, Adelige, von der Wartburg herunterstieg, um sich hauptsächlich dem Problem der Armut zu widmen.

P.S.

Habe nur das Notwendigste durchfaxen lassen, freue mich sehr, auf eure baldige Ankunft hier.

                                                                                  

Dein Karl, Bürgermeister von Meiningen.

 

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Ja, es wird sich für euch eine Tür auftun, Kinder, durchsann Fritz Behrens das Gelesene, auch für dich, gütige Nanna, duzte er sie in Gedanken. Du warst sicherlich die leibliche Mutter unseres Adoptivsohnes Enrico, hast der großen Not wegen ihn uns überlassen müssen.

Bloß, Romana, diese asiatische Blume, wie konntest du eine solche Rarität finden?

Morgen werden wir gemeinsam noch manches präziser durchdenken, Probleme sind da, um gelöst zu werden. Mag auch manches Geheimnis... ein Geheimnis bleiben, dachte der Industrie Boss im Geheimen.

Meiningen war jetzt dran, es schien zu Rufen!

Sein Industriewerk, hier in München, wusste er in guten Händen, war sein Geschäftsführer ein redlicher, fleißiger Mensch. Mein Computerwerk, Internet im weltweiten Aufschwung, auch ein Wunder Gottes, das in Sekundenschnelle den gesamten Globus durchdrang. Sagte das nicht einst Christus, das wir noch größere Dinge tun können?

Ja, irgendwo in den Heiligen Schriften, mussten diese Worte stehen, sinnierte er vor sich hin, fragte sich dabei, ob es nicht doch die kleinen Dinge seien, die wesentlich tiefer zur Sinnerfüllung Leben führen würden?

Später kann ich darüber nachdenken, ja, später...

                                                                                                     

34

 

 

6. Teil

 

Ein farbenfroher Sonntag schien diesen Juni Tag regelrecht zu küssen.

Rosenduft, Jasmin, Blumen aller Art verschenkten sich im wunderschönen Städtchen Meiningen. Verstreute Duftbüsche schmückten reizvoll angelegte Hügel. Enricos Blicke spiegelten sich im seltsamen Glanz über ein Beet, auf dem nur roter Mohn hymnische Sehnsucht weckte. Silberglänzend flimmerte es durch die Bäume.

Romana saß schweigend auf einer Bank neben ihm. „Ob wir hier das Glück finden werden, Enrico?“ Traurig schüttelte er den Kopf. „Schon kommende Woche soll unsere erste Premiere sein, Romana, und man hat sich wohl gezielt ein Spiel für mich ausgedacht, das scheinbar zu mir passt. „Welchen Text beinhaltet es denn, Enrico?“

„Als Blondschopf bei der Herde, wie war ich so gering“, „nein, das wirst du nicht spielen, unterbrach ihn Romana, „wie geht denn der Text weiter?“ „Weiß ich nicht mehr, irgendein so genannter Perfektionist nahm nach dem Spiel im Probesaal Noten mit Text hinweg. Danach brachte ich, der Geringe, kaum noch den Mut auf, mich dagegen aufzulehnen.“ „Das wirst du lernen müssen, Enrico, man muss sich wehren, wenn man von einer Sache überzeugt ist.“ „Ja, Romana, viel zu lange habe ich es auch versucht, bin aber immer wieder gescheitert!“ „Ob man in der Kunst überhaupt das wahre Glück finden kann ?“ „Was ist Glück, Romana?“ – sagt nicht der Volksmund berechtigt: Glück und Glas...wie schnell bricht das...! „O, ja, Enrico, man sollte solche alte Weisheiten nicht unterschätzen, dennoch geben wir nicht auf! Vielleicht liegt auch ein Missverständnis vor, das wir gemeinsam aufklären sollten?“ „Kleine Romana, wollen wir an das Gute glauben, einverstanden?“ „Und ob, Enrico, kann der Glaube nur im Guten Berge versetzen!“

                                                                                                    

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Währendessen wanderten Behrens und Nanna durch englische Gärten im Park, fanden einen kleinen Pavillon, der so reizvoll gebaut, zu einem Plauderstündchen einlud. Nicht weit davon lag der Meininger Parkteich, in dem eine Gruppe Jugendlicher fröhlich das berühmte Singspiel... Vom weißen Rössel am Wolfsgangsee ... probten. München, Wien, Österreichische „Nachbarschaften“ wurden besonders für Nanna lebendig! Behrens, völlig perplex, sah plötzlich seine „gereifte Ähre“, wie sie im ewigen Treiben Liebeslust und Liebesleid tänzerisch bezeugte, dachte, welch ein Naturtalent und begann zu klatschen. Nanna schämte sich, glaubte sich blamiert zu haben.

„Blamiert? O, nein, Nanna, was hatte uns der Bürgermeister nahe gelegt, dass sich das Publikum jedweden Alters im Meininger Sommer so verschenken darf, so dass es ein Stück Bühnenwelt nicht nur nach draußen trage, sondern in Spuren für sich und andere segensreich werde. „Das versuchte ich ja damals meinen Eltern zu beweisen“, flüsterte Nanna, „ jedoch war es für sie ein Gaukelspiel, wenn nicht gar eine Gotteslästerung! „Auch das fand ich heraus, Nanna, Beziehungen benötigt man im Leben.

Könnte ich ihnen einiges anvertrauen, das sie verkraften könnten?“ „Aber natürlich, Herr Behrens, würde auch für mich noch Verschleiertes eine Befreiung sein!“ Sehr feinfühlig versuchter er nun Nanna in eine Vergangenheit zu führen, von der er wusste, dass Enrico ihr leibliches Söhnchen war, dass sie ihr, die Behrens abgenommen und adoptiert hatten. „Dieser Mistkerl, Mario, der sie als 17. jähriges Mädchen gewaltsam entjungferte, hat seinen Beruf verfehlt und ihr junges Leben zerstört. Man hat diesen Professor baldigst vom Theater Vertrag entbunden, wo immer er gelandet ist, konnte ich nicht herausfinden!“ „Wie sehr ich mich nach meinem Baby gesehnt hatte, vermochte niemand zu begreifen, am wenigsten wohl jener Mario, den ich auch nie mehr sehen möchte. Als dann der Pilgermann, mir ein so niedliches Baby, ein einziges Findlingsmärchen wie Romana überließ, konnte ich ihr – nun meine ganze Liebe schenken. Aber Enrico, mein und euer Söhnchen ?

„Gott, wie groß sind deine Wege, Führungen“, stöhnte sie, was Fritz Behrens ergriffen bestätigte......

 

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Wie im Sturmfluge vergingen die ersten Tage, mal traf man sich im Theater, mal im Alleinsein. Fritz Behrens hatte ein eigenes Domizil, das ihm Karl empfohlen hatte. Es lag ein wenig abseits vom Parkplatz, so dass er sich aufkommenden Stimmungen hingeben konnte. So vieles konnte er erst jetzt durchdenken, verdauen, aber auch die zwei Frauen mit Enrico.

„Mutter, hatte er gestöhnt“, sich an Nannas Herzen ausgeweint und sich geborgen gefühlt – wie lange nicht zuvor. Ebenso Romana, ihr „Findelmärchen“, umkoste er wie einen großen Bruder. Alles was sie nun voneinander wussten, war wie eine Erlösung aus arg Beklemmenden. Bewusst wollten sie diese Zeit im kleinen  Palmengarten verbringen, war noch diese Gestaltung von Nanna und Romana diese Liebesoase, das Heim, in dem man ohne  Bühnenerfolg sich näher kam und finden konnte. Natürlich kam es nicht in Frage, dass Vater Behrens für ihn, Enrico, durch seine Beziehungen die bevorstehende Premiere zu ändern versuchte. Nein, das lehnte Enrico energisch ab.  „Wenn wir nicht den Konzertablauf bestimmen dürfen“, gestand er ihm, dann wird alles zu einem Misserfolg werden!“  Seine Einstellung imponierte zwar den Betagten Industrie Boss, er respektierte sie sogar sehr! Aber nicht ein geringer Blondschopf bei der Herde, nein da mache ich nicht mit. „Hier werde ich im Geheimen nachhelfen“, murmelte er vor sich hin und dachte, wer auch immer dieser Typ war, dem werde ich die Suppe versalzen. Vielleicht war er auch ein armer Schlucker, ein Verwirrender, der sich hier in Meiningen eine Chance erhoffte, um sich zu beweisen. Durchlitt Enrico nicht ebenso solch entmutigende Zeiten? Schade, dass ich so wenig von Kunst verstehe, dennoch genug, um ein Genie von einem Dilettanten zu unterscheiden. In solche Gedanken versunken, schaute er gen die Wälder umrandete Kulisse von Schloss Elisabethenburg, aus der die junge Adelige vom Schoss herunter stieg, um Armen zu helfen. Vor 8OO Jahren sollte es gewesen sein, überlegte er nachdenklich, dachte unwillkürlich an Nanna, die damals auch ihr Elternhaus verlassen hatte, um später ihre Kunst zu begraben, aber für Notleidente diente.

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Was habe ich diesbezüglich je getan? -  dachte er in einer Art Traurigkeit, sprach sich aber Mut zu. Werde nicht sentimental, alter Fritz, fanden nicht ebenso viele Notleidente durch deinen Münchener Betrieb Lohn und Brot? Nichts ist vergleichbar, wurde ihm bewusst, im Heute und Jetzt ... muss man handeln, leben.

Mögen sie in München Videotechnik, DVD Filmschnitte, VHS Umwandlungen auf DVD bringen, haben besonders die jüngeren Leute besseren Zugang mit Laptop, PC Drucker, Internet und all dem Kram. Persönlich betätige ich mich nicht mit diesem „Teufelswerk“, nein, das tue ich mir nicht mehr an. Trotz des enormen Fortschrittes, muss sich Goethes Faust eingenistet haben, doch lasse ich den alten Meister in Ruhe,  hat er nach seinem Tod, es muss in 154O gewesen sein, sich durch fast alle Epochen seines Lebens in höchster Kunst bewiesen, was längst der Schöpfergott aller Dinge, besser zu beurteilen weiß. Auf zum Theater Intendanten. Während eines Gespräches kamen auch seine zuvorigen, negativen Faust Gedanken ans Licht und Behrens spürte, dass er hier Unverständnis erfuhr. Mehr  Gnade jedoch für Enrico und Romana, ja, weitaus mehr!

„Die jungen Leute haben mich tief beeindruckt, Herr Behrens, sie werden zu einem Festival eine große Bereicherung sein! Hoffentlich haben sie bald ihre Kunstwerke fertig, sie sind ein Genuss höchster Vollendung! Ihre Arbeit wird zwar durch einen Hauch Melancholie geprägt, aber ein Besonderer. Die Meininger mögen zwar mehr das Traditionelle, schätzen aber  Tradition und Innovation. Auch den zahlreichen Gästen muss man persönliches Empfinden überlassen. Wie gesagt, Herr Behrens, ich warte gespannt und baldigst auf die Beiden, sowie auf ihre Programm Zusammenstellung. Muss die Broschüre in wenigen Tagen fertig gestellt sein! Also, Grüß Gott, Herr Behrens, so begrüßt und verabschiedet man sich doch in München?“

„Ja, Herr Holzinger, Grüß Gott, bis bald!“

                                                                                                  

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Während er an dem Dom vorbeischritt, nein, es war ja eine Kirche, hörte er von drinnen eines seiner Lieblingslieder singen.  „GROßER GOTT WIR LOBEN DICH“, „HERR WIR PREISEN DEINE STÄRKE“, welch ein begnadeter Chor, sinnierte er sich in Text und Melodie, wonach er sich vor einem Brünnlein wieder fand, um sich auf eine davor stehende Bank zu setzen. Ja, das müssen sie auch spielen und singen, „WENN ALLE BRÜNNLEIN FLIEßen, mag es auch ein Volkslied sein... und natürlich: „GUTEN ABEND, GUTE NACHT!

Eigentlich bestimme ja ich, ihr Programm, wurde ihm bewusst, als er unter Vogelgezwitscher zu seinen Lieben schritt. Das bestätigten ihm dann auch belustigt, Nanna, Enrico und Romana. „Lieber Herr Behrens, die Kinder haben fleißig geübt“, versicherte Nanna, „zeitweise schien sogar das Klavier zu bersten!“ „Macht nichts, wir können uns ein neues kaufen, aber nun duzen auch wir uns, Nanna, mag ich auch ein alter Mann sein!“

„Sie und alt“, gestand ihm Nanna noch in der ungewohnten Anrede, wechselte aber bald in die warme DU Form über! „Äußerlich magst du betagt sein, Fritz, bist doppelt so alt, wie ich! Wir haben dich aber von innen kennen gelernt, den Erfolgsmann, der trotz Reichtum bescheiden geblieben ist. An äußerlichen Ehrungen lag dir nicht das meiste, so bist du dir treu geblieben, ja, in einer seltenen Art inneren Abgeklärtheit! In deiner Seele bist du jünger als mancher Jugendliche – und nur das zählt!“ „Recht hast du Mutter, fühlte ich mich zeitweilig wie ein Hunderter.“

„Bub, durch dein neues Daseinsziel bist du bald wieder der Jungmann im hoffnungsfrohen Schaffen“, tröstete ihn Nanna, was auch Romana ernsthaft bestätigte. Aber nicht nur sie, ebenso Herr Intendant Holzinger, was Fritz Behrenz bezeugte. „Bloß müsst ihr ihm baldigst eure Konzertauswahl überreichen, muss er die Broschüre fertig stellen! „Du warst doch bei ihm, Vater?“ „Ja, Enrico, konnte ich nicht mehr schlafen, sah dich sogar noch in Träumen, als „geringen Blondschopf bei einer Herde!“ Alle lachten fröhlich über den gütigen, beherzten Fritz, der mit ihnen noch eine gemeinsame Abendstunde verbrachte! Morgen würden sie ihn nicht enttäuschen, versprachen ihm, dem Herrn Intendanten ihre Arbeit zu überreichen!

Unter der schlichten Namensbekundung: „KLAVIER MIT GESANG“

                                                                  Von Enrico und Romana ..........

                                                                                                            

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7. Teil

                    

Der Himmel schien im Glanz feuchter Perlen zu strahlen!

Durchs Silbergewoge des Mondes wurden blütenschwere Äste zu Zaubergebilden. Jeder Stern strahlte in eigener Faszination. Ein Sternenlicht schien besonders auf Romanas Haupt zu fallen, ein anderes über Enricos, was für alle Anwesenden eine rätselhafte Stimmung bot. Diese 21. Julinacht versprach eine Besondere zu werden, ja, eine Italien Nacht. Reisende wussten zwar, dass in diesem Jahr 2OO7, schon der April, Italien, wie ein Frühsommer durchzogen hatte, jedoch schien diese Italienische Nacht im Schlosspark eine weitaus Reizvollere zu werden.

Vor der romantischen Kulisse von Schloss Elisabethenburg fühlte man sich fast wie überall zu Hause, ob im Hohen Norden, ob in Indien – oder in einem anderen Fleckchen dieser Erde. Den Zauber einer Landschaft vermochte man nur in der Stille, im Sinnen durchleben. Vor dem großen Parkteich, für Poetenseelen wurde er zum Wunschmeer, stiegen versteckte Vogelschwärme auf, um in irgendwelchen Bäumen dem Kommenden zu lauschen.

Trotz der beginnenden Finsternis konnten junge Artisten, auch eine Feuershow ihre Kunst beweisen. Für manche Gäste war das ein Erlebnis ohnesgleichen. „Na, jedem das seine“, flüsterte Fritz vor sich hin, hatte nach gemeinsamer Absprache einen Flügel mit zwei Hocker zwischen eine gezielte Baumnische stellen lassen, um Akustik in einer nächtlichen Freilichtbühne zu vertiefen. „Man sollte öfter vornächtliche Stunden im Freien genießen“, gestand Nanna Fritz, mit dem sie auf einer bequemen Bank saß. „Ja, Nanna, unter dem großen Sternenzelt könnte Kunst des Schöpfers bester Freund sein ! Aber sind die Kinder nicht zu nervös?“ „Nein, Fritz, es ist nur ihre erste, gemeinsame offizielle Vorführung, in der sie hoffentlich bald angekündigt werden ?“

 

4O

 

Durch den Lautsprecher erklang nun auch endlich die symphatische Stimme von Herrn Theater Intendanten, der sich namentlich vorstellte und die Gäste begrüßte, natürlich auch dem Publikum bevorstehendes Programm bekundete:

„Nun liebe Musik und Kunstfreunde, werden sie in einen besonderen Genuss geführt, ja, förmlich in ihn eingelebt. Wir haben bewusst die beiden Naturtalente in die letzte Darbietung eingebracht, um sie in ihrer eventuellen Sehnsucht nach Stille zu bereichern. Natürlich gebührt allen unseren Künstlern Hochachtung, ja, allen!“ Ein Applaus brandete auf!

„Nun, liebe Gäste, werden sie unseren Enrico mit Romana erleben! In ihrer Art und Weise möchten die Beiden sich nicht nur in ihrem Innenleben öffnen, sondern sich auch in das ihrige versetzen. Wünschen wir ihnen dazu ein gutes Gelingen!“

Und schon begannen Enricos Hände über die Tasten zu gleiten, in seinem ersten Lied, besang Romana den Text, wie nur Engel im himmlischen Hymnus ihren großen Gott zu umjubeln vermochten:

 

                                                     (Nach Ambrosius von Ignaz Franz, 1719-179O)

 

GROßER GOTT; WIR LOBEN DICH!

HERR,WIR PREISEN DEINE STÄRKE!

VOR DIR NEIGT DIE ERDE SICH

UND BEWUNDERT DEINE WERKE.
WIE DU WARST VOR ALLER ZEIT,

SO BLEIBST DU IN EWIGKEIT.

 

Auch die zweite Strophe spielte Enrico in einer solchen Hingabe, sodass das Publikum erschüttert gen Himmel schaute. Oder in sich hinein?

                                                                                                         

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Gespannt warteten alle auf sein zweites Lied, wussten nicht, dass Romana es ihm gedichtet hatte, als er aufzugeben gedachte. Da es ja ein innovatives Wirken sein durfte, konnte Romana ihn überzeugen, dass es inhaltlich eine ganz andere Bedeutung hervor bringen könne. So spielte er fast jubelnd dieses Lied, welches Romana wiederum jauchzend besang:

 

Als Blondschopf bei der Herde

da war ich so gering,

doch ist auf dieser Erde

nicht oft das kostbarst Ding:

Das von den so genannten Großen

missachtet, gar verbannt...

aber Gesinnung von „Herbstzeitlosen“

entzücken manch Herzlein und Hand !

So war der Blondschopf selig

das er durft`sein gering

bei seiner Herde ....... ewig

fand er den goldnen Ring,

den er dem größten Meister

zum Himmel warf hinauf

und alle himmlisch Geister

im Jubel jauchzten  drauf:

Blondschopf bei deiner Herde     (Refrain)

warst für uns nie gering

zu kostbar für die Erde:

Schenk uns Gewinn im goldnen Ring!

Mit lieblicher Stimme bat Romana das Publikum, falls es möge, den Refrain mit zu singen, während sie, im

schneeweißem,  knöchellangen Sommerkleidchen schwieg. Betend schwieg!

 

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Aber auch das Publikum war unfähig zu applaudieren, es vermochte nur die Rührung hinunter zu schlucken, um das Kostbare im inneren Schweigen zu behalten. Noch in sich hinein horchend, hörten sie eine erneute Darbietung, eine Rarität längst vergangener Zeiten.

Nur andächtig vermochte man zu lauschen:

 

 

„GUTEN ABEND; GUTE NACHT

MIT RÖSLEIN BEDACHT,

MIT NÄGLEIN BESTECKT

SCHLUPFT UNTER DIE DECK!

MORGEN FRÜH, WENN GOTT WILL,

WIRST DU WIEDER GEWECKT,

MORGEN FRÜH, WENN GOTT WILL,

WIRST DU WIEDER GEWECKT!!!!

 

Ohne Aufforderung jubelte und jauchzte es durch den Park, in dem fast alle Lauschende

den Refrain mit sangen! Als die beiden Begnadeten sich auf einer moosbedeckten Anhöhe  vor dem Publikum verbeugten, auch ihre schlichte Dankbarkeit bezeugten, erkannten viele sogar noch in dieser sinnenverwirrenden Nacht, dass der große Blondschopf mit seiner zierlichen „asiatischen Blume“ in solch unbekannten Fernen schauten, in denen nur die Liebe, die unendliche Schöpfungsliebe zu leben schien....

Nun brandete ein Applaus auf, der kein Ende zu nehmen schien! „Zugabe, Zugabe“, unterbrach die Stille das begeisterte Publikum und die Beiden schenkten ihnen noch eine in diesem vierten Lied:

                                                                                                        

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Wie über geheiligten Tasten saß der Blondschopf gebeugt, was Romana ermutigte, mit emporgestreckten Armen Enrico, sowie auch das Publikum zu umjubeln. Auch in diesen Text hatte sie Innovatives hinein gedichtet, war ihre Lyrik gereift, gewachsen.

So jubelten Beide durch die Nacht:

 

Hier, wo sich die Wege scheiden

wir sollten dankbar sein,

denn unter göttlich Weiten

ist man niemals ... allein!

Und ist man dennoch einsam

nur Lichtblicke werdens sein

in denen man gemeinsam

durch Scheiden ist wieder allein!!!!

 

Alleine fühlte sich niemand nach dieser Nacht, aber in einer solchen Sehnsucht geöffnet, wie man sie nur im schöpferischen Liebeslauf, nach IHM, dem EWIGEN, wenn auch noch unbewusst sucht. Hin und wieder hörte man ein Weinen, ja Schluchzen, aber es war ein Befreiendes! Auch Fritz und Nanna wischten sich verstohlen ihre Tränen ab, wollten mit den Kinder noch eine Weile in der Stille des Parkes verbringen, was Kuckucke im zwei Ton Takt zu begrüßen schienen. Nachtigallen hingegen sangen andere Sehnsuchtsmelodien ....

„Alle Kreatur, ob Menschen oder Tiere, sollten durch Äonen der Gezeiten schon hiernieden eine kleine Oase paradiesischer Liebe finden“, stöhnte der Industrie Boss“, „mal schauen, wie man das schon in kleinen Schritten anstreben kann !  In diesem Sinne verabschiedeten sie sich dankbar, sehr dankbar....

 

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 Nachtrag

 

Gewidmet für das Theater/ Städtchen Meiningen zum Elisabethenjahr 2007!  Alle Namen in meinem Kurzroman wurden verändert und es wäre Zufall, würde sich jemand persönlich angesprochen fühlen.

 

Eure Hannelore Leibold

 

 

 

„Die sieben Spuren“

  

Ich träumte der stillen Sehnsucht entgegen

fand seltsame Spuren auf diesen Wegen

und fragte mich:

Weshalb beschritt ich die seltsamste Spur?

Eine Stimme in mir sprach:

Lektionen lernt man...................... nur,

wenn man „gezogen“ wird von unsichtbar`Schnur.......

 

Nun schritt ich bewusst auf der sichtbaren Spur

Verdrängungsmechanismus, ein Raunen aus dem UR`?

Wieder sprach eine Stimme in mir:

Was brachte mein Vertrauen dir?

Ich musste mir eingestehen

noch banden mich Zweifel, Wehen!

Gedanken flogen, niemand konnte sie sehen.......

 

Niemand ?

Betrog ich mich nicht erneut?

Meine Stimme in mir wusste um Leid`und Freud`!

Letztere, ich schaute im fröhlichen Tanz

durch einen so duftenden Rosenblumen Kranz,

doch fielen die Blüten allzu bald nieder...

sangen Kindlein nicht innigere Märchen Lieder?

 

Vergangen war der Sommer

Spuren waren verweht.......

erneut diese Stimme gestand, gesteht:

Falls der große Herr es so gewollt,

dann war`s nur eine Spur, die ich gehen sollt`,

Widersacher sandten untauglich, verblichenes Gold.......

 

Um Mitternacht war`s

ich hatte einen Traum,

saß drob`auf dem Mars

sieben Spuren im Schaun`?

Ich erschrak, denn nicht EINE

nicht eine Spur war die „Meine“

dennoch alle Spuren dieser Welt, unterm Himmelszelt.......

 

Ich erwachte, dachte nach

bis der „neue“ Tag anbrach,

fand wieder nur die eine Spur,

wusste, auf dieser tickte keine Uhr

nach meinem, unsren Zeitbegriff

sah mich gleiten auf dem Wolkenschiff:

DER „Steuermann“ lenkte ganz anders das „Schiff“.......

 

Mit IHM, auf deinen Spuren hiernieden

wünsche ich dir Segen, Frieden, Frieden!

Könnte auf einer Spur im moderat Denken

sieben Spuren  unser Mensch Sein lenken, schenken,

im Welten Rad das Fünkchen Liebe,

sonst ist`s blockiert im Sehnsuchtstriebe,

kann finden nie die Spur wahrer Liebe.......

 

Von  eurer Hannelore Leibold

nach einer Sommer Nacht „Pause“ im August 2OO7

 

  

         

                       

Märchen von:

 

                                        „Paul im Brummi Rausch“

 

 „Nun aber rasch ins Bett, Paul“, befahl ziemlich energisch seine Großmutter Karolina! „Nein, will noch nicht“, widersprach der kleine Lümmel, „Paul muss noch Brummi beobachten.“ „Wer ist Brummi, Paul?“ „Aber Omi, hast du sie denn nicht gesehen oder gehört?“ „Nein, Paul, eine fast neunzigjährige Frau sieht und hört nicht mehr so gut, aber im Bett kannst du mir ja ein Märchen von Brummi erzählen, Bübli!“ „O, ja, das werde ich tun!“ Nach einer Pfuschwäsche lag er bald in seinem Bett, während Großmutter Karolina vor dem geöffneten Fensterchen saß, um ihrem Enkelsöhnchen zu lauschen. „Nein“, schrie er plötzlich entsetzt, „das darf er nicht tun, dieser Nachbar, meine Brummi töten! Omi, du musst sofort hinausgehen und ihm die Gemeinheit verbieten!!!“ „Aber Paul, der Mann darf doch seine Wiese mähen, benötigt er Futter für seine Tiere – und bis ich mit meiner Gehhilfe draußen wäre, ist schon alles abgemäht!“ Paul begann zu weinen, aber schwupp war er aus dem Bett, auf die Fensterbank geklettert, um auf das Beet unter dem Fenster zu springen. „Bin gleich wieder bei dir, Omi, brüllte er begeistert und Karolina sah ihn zu dem Wiesenrand rasen, von dem er was zu pflücken schien. Dass es Rotklee war, wusste sie noch nicht, aber schon bald, als Paul ihr einen wunderschönen Herbststrauß ganz dicht vor die Augen hielt...und bestätigte: „Dieser wird reichen, wenn Brummi Futter sucht!“ „Aber ist er nicht allzu bald verdorrt, Paul?“ „Ja, ich stelle ihn rasch in die Vase, in die er Wasser eingoss. Wie niedlich schauten die schon etwas zersausten Rotklee Blüten aus. Wieder im Bett, lächelte er ihnen zu. „O, da kommt sie hereingeflogen, Omi, schau, sie setzt sich wirklich in den Rotklee Strauß.“ Eine dicke, wunderschöne Hummel brummte ihre Nachtmelodie! „Omi, nun holt sie mit ihrem langen Saugrüssel süßen  Nektar aus den Rotklee Blütensternchen. Sie zittern vor Freude. Schwupp sprang er aus dem Bett, setzte sich neben die alte Frau, um es ihr besser erklären zu können. „Schau, wie an ihren dünnen Hinterbeinen Pollen hängen bleiben! Sie will bestimmt noch die abgeschnittenen Kleeblüten befruchten!“ „Diese werden wohl kaum reichen, Paul, aber wenn deine Brummi zuvor genügend gesammelt hat, könnte es schon langen, um in ihrer Erdhöhle ihre Hummelchen zu sättigen.“ „In einer Erdhöhle?“ „Ja, Bübli, in solchen leben viele Hummeln wie in einem Staat zusammen.“ „Wie in einem Staat, Omi?“ „Ja, Paul, es ist eine Faszination, die man kaum begreifen kann. In rundlichen Zellstoffbehältern sind winzig kleine Kämmerchen eingebaut. In denen liegen erst Eierchen, in diesen nach Reifeprozess ganz kleine Hummelchen herausfliegen. Während dieser Entwicklung warten in den anderen Kämmerchen schon hungrige Hummelkinder, die mit süßem Nektar gefüttert werden wollen.“ Werden sie dann auch so schön wie Brummi? Schau, wie ihr goldbrauner  und so weicher Pelz schimmert – und all die feinen Härchen zittern! Ob sie sogar eine Hummel Königin ist? Wollen wir eine Weile mit ihr schmusen, Omi?“ „Besser nicht, Paul, Hummeln sind keine Schmusetiere, sie können sogar stechen und das kann arg schmerzen!“ Und wie zur Bestätigung brummte die wundersame Hummel erzürnt, als Paul sie zu streicheln begann. Schon flog sie zum Fenster hinaus! „Omi, sie hat mich nicht gestochen, sie mag mich, weil ich ihr den Rotklee Strauß gepflückt habe! Nun wird sie in ihre Höhle fliegen, in den Staat, in dem alle so glücklich sein dürfen! Und Hummelmänner werden ihn beschützen.“ „Ja, Paul, so könnte es sein! Aber frage zuvor den Imker Nachbar, hat er weitaus mehr Erfahrung über diese Wissenschaft.“ „Aber er ist doch für Bienen zuständig und freut sich, wenn er gesunden Honig ernten kann. Das ist doch bei Hummeln nicht möglich, Omi?“ „Nein, Paul, diese sind nur zum Bestäuben der Blumen und Pflanzen da, was jedoch ebenso wertvoll ist. Denn wenn Pflanzen nicht bestäubt werden, bringen sie keine Frucht.“ „Dennoch werde ich morgen nach dem Kindergarten die Erdhöhle suchen, vielleicht gibt es noch einen Staat, der unentdeckt ist und nur der liebe Gott weiß, wo mehrere Brummi Staaten sind?“ Vielleicht zeigt er ihn mir im Traum?“ Gerührt lauschte Karolina ihrem vor sich hin brummenden Enkelkind Paul in seinem Tiefschlaf...Unter Segensgedanken wankte sie in ihre Kammer, in der eine wunderschöne Hummel sie beobachtete...ganz leise und liebevoll.

Hannelore Leibold

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„Silhouetten im Nebel“

 

Spät wollte sie durch den Herbstwald fliehn

Nebelwände stiegen auf, sie stahlen die Sicht,

ihre Gedanken umnebelt im inneren Ziehn

war ´s die Sehnsucht oder Flucht fern vom Schein-Licht?

Welches im Konsumrausch Advent das Wesentliche übertünchte,

das die Masse oder Einzelne sich inniger wünschte?

So fragte sich Jungmädchen, stolperte, fiel nieder

Schneeflöckchen, verdorrte Blätter bedeckten ihre Glieder,

krampfhaft klammerten sich ihre Finger in eine Eiswurzel ein

trotz Dagegenkämpfens sich aufzurichten

sie schaute in Silhouetten, in andre  Gesichten

oder war ´s Symbolik verwehender Ideale im Sein?

 

 

Erneut winkten ihr seltsame Nebelhände zu

ein Raunen so trostvoll: Hier findest du Ruh!

Zögernd griff sie nach dieser ersten Hand

schon zerschmolz sie in sich, in ihrer Nebelwand!

Im Versuch diese nächste Hand zu ergreifen

erstarrten ihre Züge, es waren „Dornen-Leichen“,

die als Silhouetten sie nicht erkannt

Blut entströmte ihrer zierlichen Hand,

auch Tränen, Eistränen, fast erblindete sie...

stöhnte: So finde Erlösung ich nie..........

Im güldenen Morgen sie schaute hinauf

war ´s das Streiflicht im buntfarbenen Wolkenlauf?

 

 

Schon bald auch dies in einer Silhouette sich verlor

stolpernd wankte sie weiter, rammte gegen ein Tor!

In Ohnmacht sie lag vor diesem wie versteint

erwachte allmählich, eine Gitarre wohl weint?

Noch ahnte sie nicht, dass eine große Hand

sie zusammengekauert vor einer Schutzhütte fand!

Ist ´s ein Pirat dachte sie benommen,

doch seine Liebesglut, nein, diese schien besonnen;

ward ihr bewusst, als sie sich in die Augen schauten,

bald die Beiden ihrer Ur- Sehnsucht in Führung Gottes vertrauten

und im warmen Licht er ihr zerrissenes Händchen heilte,

danach Gitarre schwang, im zärtlichen Klang... verweilte:

 

 

Verwehende Ideale

sind nicht immer banale

Silhouetten, Symbolik... im Kreislauf Schöpfung!

 

Hannelore Leibold

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Zärtliches Gedankenspiel.......

 

 Es begann an einem Vorfrühlingstag

ich fror`wollt vergessen, was im Verborgenen lag

doch bald diese Bachmelodie beflügelte mich

unseren „Blue Bayou“ (Blauer sumpfiger Flussarm) zu besingen für dich:

 

Den Weg, den ich oft in Gedanken geh`,

führt am Fluss entlang zu diesem See,

und zu dir, denn dort wartest du, am Blue Bayou.

Unter Bäumen liegt ein Haus, es sieht wie ein Märchen aus,

darin wohnen die Liebe und du, am Blue Bayou.

Bei dir lernte ich, jeden neuen Tag wie ein Geschenk zu sehn`,

ich fuhr wieder nach Haus`, und seitdem blieb die Zeit für mich stehn`......

 

Einmal sagtest du: „Bleib doch hier,

weil ich dich sonst sicher verlier`!

Ich bin weit, und bald vergisst du den Blue Bayou“.

Damals fehlte mir der Mut, ich sagte mir: „Das geht nicht gut.“

Aber heut`träume ich immerzu vom Blue Bayou.....

(Solo)

Bei dir lernte ich, jeden neuen Tag wie ein Geschenk zu sehn`,

ich fuhr wieder nach Haus`, und seitdem blieb die Zeit für mich stehn`!

Und heut`träume ich nur immerzu vom Blue Bayou!

 

                                (transcribed by: Kurt Woloch a brz.gv.at)

In diesem zärtlichen Gedankenspiel

in Schöpfungsliebe immer wieder fiel:               

Deine, Eure Hannelore Leibold

 

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Danke meinen lieben Gästen, denen ich - so Gott will -

nach einer "Auszeit" wieder dienen darf.

Eure Hannelore Leibold

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  3. April 2OO8    

„Des Hirtenbubs kleine Nachtmelodie“

 

In Träumen, in Fernen, in ihm erklang sie

wie ein Gebet, das noch hörte er nie?

Hoch droben am Berg der Hirtenbub lag

er lauschte einer uralten „Sag“,

oder war`s diese kleine Nachtmelodie

im Blöken der Schäfchen, in zarter Harmonie???

Euer Licht soll vor den Menschen leuchten  .../Math. 5.16/

ein Schäfchen hilflos schien seine Wange zu befeuchten,

rasch stand er auf... denn es blökte entmutigt

in der nächtlichen Dämmerung ward Hirtenbub bald beruhigt,

denn in geistiger Schau hoch drob ne Wolkenbank

Hirtenbub vor der Allmacht Schöpfungsliebe nieder sank,

weil in diese sein wollweißes Schäfchen verschwand

hinein in die goldfinstre Wolkenbank

zu dem EINEN  Hirten , seines Paradieses Land!

Instinktiv schienens alle Schäfchen zu ahnen

sie sprangen in ihre Scheune: Blökten Amen, Amen!!!!

 

                                  Hannelore Leibold

 

 

 

 

Dear „St. Louis” Thomas!!!!

 

This poem is for you and your family

if we all together one day may see?

I really hope it!

In this days we have summer-time beginning

many birds are so happy, so happy singing:

Could it be it`s your song que sera-sera?

Yes, dear Thomas, in God our desteny

is always like a wonder and perfect if we:

Just trust him may be like Children it do

if they had, have a little nest, not conveniecess, new!

I am sure dear Thomas, also Kaleb may understand

love from High Lord is the greatest present

so with Theo all our love you ……….. send!!!

 

                                                        Your`s Hannelore

                                                        outside in our

                                                        dreamgarden Rönshausen 2OO8  

 

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„Ein launiges Sommermärchen flüstert“

 

„Natürlich haben sie nicht wenige Ecken und Nischen in ihrem Garten eingebaut, aber uns, das „Kapuziner Paar“ an eine solche Abgrenzung  gestellt, so dass jeder Besucher nachdenklich werden muss.“ „Nachdenklich“, flüstert der „Kapuziner Mönch“, während er mit erhobenen Armen gen Norden schaut. „Ob die Betrachter wissen, dass wir schon irgendwann einmal in allen Himmelsrichtungen standen“, stöhnt die „Kapuzinerin und fühlt sich restlos er-

schöpft. „Es muss im östlich gelegenen Waldstück gewesen sein“, murmelt ihr Gefährte, „als wir Fichtenbäume vom Sturm abgebrochen wurden ... und er, der Imker und Waldmensch uns fand!“ „Nein, du hingst doch im südlichen Waldteil“,

unterbrach ihn die Kapuzinerin, ist ja auch gleichgültig, sinnierten die Beiden, während sie am südwestlichen Firmament von Sonnenstrahlen umkost wurden.

Ebenso die Kapuzinerkresse, die nur zögernd  zum Gefährt hinauf wuchs.

Auch das hatte seine eigene Geschichte, war es ein einstiger kleiner LKW, dessen Getriebe nicht mehr funktionsfähig war und der jetzige Besitzer es damals gekauft hatte, um ein Jauchenfass darauf zu stellen. Jahr für Jahr bekam das alte Fass einen neuen Farbanstrich, doch nun war es zu alt und morsch....

„Lieber „Kapuziner“ raunte es durch die beginnende Nacht, „ob die Menschenkinder wissen, dass wir im Geist der Franziskaner Armen dienten?“

„Möglich, Gefährtin, jedoch begannen unsere Vorfahren in etwa nach dem

15. oder 16. Jahrhundert irgendwo in Südamerika und gütige Taten geraten rasch in Vergessenheit!“ „Recht hast du“, beteuerte seine Abgekämpfte, ergänzte  allerdings Realität im jetzigen Zeitgeist. Durch einen plötzlichen Sturm schauten die Beiden auf die gegenüber stehende Schlammbadewanne, in der Baum Äste und Zweige standen, über diese abgemagerte Flüchtlinge verzweifelt empor kletterten, um in ein kleines Domizil ihr „gelobtes Land“ zu finden.

„Könnten wir ihnen doch schon jetzt die gesunden, gelb-rot-bräunlichen Blüten –

Kressen schenken“, flüsterte der „Mönch“, was seine Gefährtin ernsthaft bestätigte. „Vertrauen wir uns dem Schöpfer aller Dinge an, Mutiger, denn ließ ER  nicht in SEIN Heiliges Buch schreiben: Alles braucht seine Zeit...

(Prediger, 3/1)

P.S.

Mit ihrem Imker Mann Theo bearbeitete und beschriftete dieses launige Sommer

Märchen Hannelore Leibold, während eine fleißige Honigbiene noch im Rosenstrauch genüsslichen Nektar einsaugte. Schon bald wird auch diese Rarität

durch den Schleudergang fließen, in dem nicht nur köstlicher Honig entströmt, sondern durch die vier Jahreszeiten Energien und Fantasien weckt.........

Tatsächlich nickt dazu die erste goldgelbe Kapuziner Kresse und weitere werden

erblühen..........

                                           

                                                     In Dankbarkeit

                                                     nach einem fast vergangenen

                                                    Juli Monat 2OO8

                                                    Hannelore und Theo Leibold

36124 Eichenzell/Rönshausen

 

 

 

 

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September 2OO8

 

Was bedeutet für mich eine schöpferische Pause, sinnierte ich mich fragend neben meinem Herbsthügelbeet und fand bald die Antwort.

Das lästige Unkraut, welches ich so oft unter großer Mühe unter Rosenstauden, Hagebuttenzweigen und anderen Fantasiesträucher

herausgezogen hatte, wuchs erneut in arglistiger Fülle, so dass ich mich entschloss, diese Flächen mit abgesägten, duftenden Fichtenzweigen

zu bedecken. Nun konnte ich mir diese schöpferische Pause gönnen, die nicht überfordert, aber fordert. Unter den erwärmenden Sonnenstrahlen

beschriftete ich dann folgendes Gedicht:

 

                       „Abend-Stimmung“

 

Es schimmert und flimmert so weise durchdacht

China Schilfe wedeln durch die beginnende Nacht

o, Schöpfer aller Dinge unbegreiflich sind deine Werke

ob Menschen erahnen deine Allmacht und Stärke ?

Ob Menschen sich finden im warmen DU

oder schlagen gedankenlos Herzenstüren zu?

Möchte an diese, deine Liebe glauben,

welche vergibt, befreit, anstatt Hoffnung zu rauben?

Falte still im Gebet meine zerschundenen Hände

Singvögel zwitschern friedlich: Es kommt die Wende!!!

 

Später:

 

Und ich stand vor meinem Fenster, bedichtete in Englischer Sprache

diese Art Schöpfungspause, welche Gedanken über Kontinente fließen lässt:

 

                    Silvermoon

 

 

Silvermoon now in autumn time

my garden looks so silver fine

but it must be night time!

Because your silver light

will be able spend such a wonder

o, a little star dance suddenly under:

Your silvermoon

if peace comes soon?

Sure just belief it ……….

                                                        

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Da ich in nächster Zeit ein Buch zu schreiben gedenke, benötige ich für einen längeren Zeitraum eine Pause!                                                   

 

Eure Hannelore Leibold

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Was ist Zeit?-

 

fragte ich mich des öfteren beim Scheiben meines Manuskriptes:

 

                           Thematik: Ursache und Wirkung.....

 

Dazu folgende Kurzgedanken!

 Sie kamen als Verletzte zum „Krippenkind“

Ursache und Wirkung mochte machen sie „blind“

ihr Gewissen schrie vielleicht hin und wieder

übertönte es Freuden oder Klagelieder ?

Vermutlich verborgen in Apokalypse der Äonen

es bleibt meine Chronik, weil sie nicht passt in Schablonen

aber in zeitlosen Abständen ..............

 

                                                                In aller Liebe

                                                               für individuelle „Adventzeiten“,

                                                              auch gute Stunden

                                                              zum baldigen Jahr 2OO9

Eure

Hannelore Leibold

Rönshausen, im Dezember 2OO8      

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(Gemälde von Jose Royo)

 

Schwebende Engel

 

Durch Nebelbänke im weltweiten Sein

Man schaut sie nicht, kann fühlen sich allein

Weil so genannte „Großen“ das Zepter schwingen,

Ihre Macht durch Lieder eigener Freiheit besingen

Doch wird ihre (Ohn-)Macht letztendlich umnebelt

Wenn schwebende Engel das Armen erbetet:

Vom Größten aller Großen dem Schöpfer im All

Nur durch IHN wird ertönen Befreiungs Schall

Allgegenwärtig warten, wachen schwebende Engel überall...

 

Januar 2009

Hannelore Leibold

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„Burning sky“

 

Sometimes burning sky can make happy or sad

happy if clowd change is in burning colo(u)red

red in such a wonder God only can do

because he makes this fantasy picture for us, for you!

If sometimes burning sky makes people sad

it may be fiery country side is dad

why are such destroyer without conseience

love another burning sky, see “own” monster angry?

And I pray, ask God if my little monster in heard is perfect?

O, no, sometimes “burning sky” also is “defect”!

But that`s not a problem for HIM great and holy

his love is to big in a little live destiny

between “burning sky” outside world or in me……….

 

 

                                                                         Maybe you understand what I mean?

                                                                         Yours Hannelore Leibold

For beginning March time 2OO9

 

 

„Harmonie“

Leise, ganz leise schritt ER durch die Nacht

hörte eine Stimme die weinend erwacht,

nahm das Geschöpfchen in die Arme, sie erkannte IHN bald

und fragte: „Warum nannte man mich Harmonie einst im Wald?“

„Nicht sie waren`s damals in der Schutzhütte drauß

ich inspirierte sie vom „Namenskabinett“ über`m „Wolkenschloss-Haus`!“

2.)

„So nimm mich doch bitte wieder mit hinauf,

denn „Harmonie“ muss leiden“, weinend brachen Wunden auf,

zärtlich nahm er SEINE Hände begann Wundschmerzen zu heilen...

gestand: „Harmonie“ auch ich musst im Leiden arg verweilen,

durfte aber wachsen zu dieser Opferpflanze

welche auf Erden, auch im Himmel überstrahlt das Ganze!“

3.)

Schon bald erahnte „Harmonie“ Zweck und Sinn

ihre Seele, ihr Herz begann zu glauben an Neubeginn,

nein, vergeblich man ihr diesen Namen nicht gab

„Harmonie“ schritt in Gedanken zum Friedhofes Grab,

dort lagen sie, die sich ebenso gesehnt,

im stofflichen Leib nach Harmonie gestöhnt.......

4.)

Doch als sie IHM, das einzugestehen gedachte

war ER vondannen, nicht mehr weinend erwachte

„Harmonie“ in Freude

im JETZT im HEUTE!

Eine Morgenröte brach auf im glutrosig Schein

durch Gewissheit im Dienen war sie nie mehr allein!

P.S.

Gemeinsam mit "Harmonie", oder in Harmonie

schreitet mit Euch... Eure Hannelore Leibold in den Februar 2OO9 hinein!

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„Verwirrende Sehnsucht“

 

Äußerlich und innerlich kann sie sein

verwirrende Sehnsucht

im Aufstieg begonnen trotz Hoffnung im Kommen

treibt Trostlosigkeit dennoch unter zärtlichen Wonnen

verwirrende Sehnsucht !

 

Baumäste unbeschnitten welch ein Wirrwarr oder doch:

Im Aufschrei verwirrender Sehnsucht ?

Grau in Grau kann kein Hindernis sein

wenn Gedanken senden Liebesträume in dein „Heim“

ahnest um verwirrende Sehnsucht !

 

Nein, sie weiß nicht wie ich lebe sinniert der Einsame vor sich hin

nichts Belebenderes könnt ihr schenken im derzeitgen Sinn;

oder doch den größten Sieg ihr die Wahrheit zu berichten

Poeten Sehnsucht darf alles bedichten

verwirrende Sehnsucht zeigt all Spuren in Gesichten !!!

 

 

Eine heilige Andacht empfand ich an diesem Vorfrühlings Sonntag, als ich dieses

Gedicht schrieb und leise einer Poesie Diskette lauschte. Hin und wieder schaute

ich durchs Fenster hinaus auf noch kahle, verworrene Baumäste.

Ein erstes Rotkehlchen flog auf einen in sich verzweigten Ast, andere Vöglein folgten ihm.

Nach nicht allzu langer Zeit saßen unzählige Vöglein im Baum, ich legte meinen Stift nieder und fand mich im stummen Grübeln. Ihr lieben Tierlein dachte ich versonnen,

ihr seid die wahren Lauscher in lyrischer Trunkenheit.

Obwohl keine Lichtreflexe durch das Firmament drangen, schien das Gefieder dennoch in

verwirrender Sehnsucht zu schimmern.............

 

                                                                          Hannelore Leibold

 

 

 

 

 

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„Bilder der Vergangenheit“

 

Sie wollten sich umarmen

im herzlichem Erbarmen

doch Bilder der Vergangenheit

schoben sich zwischen sie, schufen Einsamkeit,

sie wehrten diese Disharmonie

energisch eine Flugente schrie:

So hoch wie ich im Kreise schwinge

trostvoll im gespreizten Gefieder singe:

„Fliegt hinein in den Wonnemonat Leben

Eure Sehnsucht lasst ganz neu erbeben

mit andren Bilder der Vergangenheit“!!!

 

Und eine Feder flog nieder

weiß-rosa gesprengelt

keinen Schatten bemängelt

zärtlich hob er sie auf

schrieb das Lied aller Lieder drauf......

Eine Pergament Rolle man fand

darauf glänzte bald weiß-goldner Sand

mit dem ihr ewigen Lied

gurrende Flugente verschied

in Ursehnsucht aller Liebesmacht.......

 

                                                          HA-LEI 2O April 2OO9

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„Bloß ein Echo“

 

Bloß ein Echo war’s flüstert’s Mägdlein ihm zu,

im Wald wollten beide finden ein wenig Ruh

doch erschrocken plötzlich ein Schuss erschallt

in dieser Oase im Friedenswald?

Liebster, ach Liebster, flüstert's Mägdlein errergt,

schau hoch droben was sich unheimlich bewegt!

Kleines, das ist nur eine Silhouette

Schon sank sie ins „Moosbett“ mit blutiger Kette

Welche er ihr geschenkt zum Traualtar

Wie grausam ward’s Schicksal fürs Liebespaar......

Später las man am Friedhof diese Abschiedsworte:

Bloß ein Echo war’s vor der Himmelspforte!

Dein Konrad

 

Nach einer Sturmnacht gedichtet

Hannelore Leibold

 

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IN GOTTES HAND

Gott,
ich suche eine Hand,
die mich hält und ermutigt,
die mich beruhigt und beschützt.
Ich taste nach einer Hand,
die mich begleitet und führt,
die mich heilt und mich rettet.
Ich brauche eine Hand,
die stark ist und mich trägt,
die mich ergreift, nicht mehr losläßt.
Ich möchte eine Hand,
die es gut mit mir meint,
die sich zärtlich um mich legt.
Ich sehne mich nach einer Hand,
der ich mich restlos anvertrauen kann,
die treu ist, die mich liebt.
Ich suche eine große Hand,
in die ich meine kleinen Hände
und auch mein Herz
hineinlegen kann,
eine Hand,
in der ich geborgen bin - ganz.

Gott,
Deine Hand lädt mich ein:
Komm!
Deine Hand läßt mich spüren:
Fürchte dich nicht!
Deine Hand schenkt die Gewißheit:
Ich liebe dich.
In Deiner Hand bin ich geborgen
und aufgehoben für immer.
Und wenn ich dennoch
in einen Abgrund stürzte -
ich weiß:
am Grund dieses Abgrunds
wartet auf mich
Deine Hand,
Deine gütige, alles bergende Hand.
Und Deiner liebenden Hand -
kann mich niemand entreißen.
Gott,
in Deine Hand - lege ich alles.
Deine Hand - läßt mich nicht mehr los.
Danke, Du gute zärtliche Hand, danke.

Jesus,
kranke Menschen
erfaßt Du mit Deiner Hand
und richtest sie auf.
Nach dem sinkenden Petrus
streckst Du Deine Hand aus
und rettest ihn.
Den Kindern
legst Du zärtlich die Hand auf
und segnest sie.
Den traurigen Jüngern
zeigst du Deine wunden Hände
und sagst: Seht und begreift!
Jesus, ergreife auch mich mit Deiner Hand.
Denn in Deiner Hand - ist alles gut.

Übernommen von Theo Schmidkonz SJ

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Dezember Gedanken im Jahr 2OO9

 

Unter herabhängenden Tannen

ein Kind sah die Flammen

welche nur im Winterwald erglühten

wie arm sind Menschen die sich so arg mühten

solche Lichterketten aufzubaun`

dacht`s Kind im Schaun`!

Lichterketten die man durch Strom entzündet

welcher selten oder nie in die Christnacht einmündet

doch sie warten die Leute ob groß oder klein

auf den Kommenden der Christnacht seiner Ankunft im Sein!

 

 

Weihnachtswald seufzet seine Sehnsucht hinaus

in ihm drinnen aber ist das Leben, sein Haus...

In seliger Erwartung scheint der Himmel zu ahnen

was im Herzen des Kindes schreit um Erbarmen im Amen.

Bald der zartgraue Himmel sich im Farbspiel vorstellt

schon das Zweiggegitter gänzlich anders erhellt

ein weißes Licht sacht zu färben beginnt

die Oase im blassen Rosa in sich zerrinnt

Äste und Zweige im Netzwerk vereint

Kristalle im „Rosentor“ das Kind weint!

 

Doch sind es Freudentränen dacht der einsame Mann

der im Winterwald versteckt

im Künstlerherz geöffnet sah wie Freud`über Leid Sieg gewann

im Reifeprozess stilles Sehnen erweckt.

So warten sie alle in stummer Faszination

die Bäume, das Rehlein, Vögel unterm himmlisch Dom

selbst die Kräutlein im Silberglanz aneinandergeschmiegt

doch solch Augen die sehen hat man Vorzeiten bekriegt

weil sie das Feine im Herzen in eine Welt getragen

in dieser man ließ sie gar arg verzagen......

 

 

War unser Väterglaube nicht einst solcher Zauber bewusst

stöhnte es lautlos aus des Einsamen Brust

waren sie denn so töricht diese Ahnen

vom Weltengeist entfernt

scheues Rehlein hat`s gelernt

stille Sehnsucht zu bewahren

auch Renntier mit seinen Scharen

die so anders gänzlich anders Christnacht begriffen

wohl einsam, doch „geheiligt“ solche Pfade ergriffen

die im gegebenen Ziel

 sanfte Sehnsucht befiehl......Mit Hannelore Leibold

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                             

 

 

 

 

 

 

 

 

Wechselspiel

 

In langen Schatten die Dämmerung fiel

von den Bergen ins Tal hinab

welch seltsames, immerkehrendes Wechselspiel

löst sich im rollenden „Lebensrad“ ab!

Noch rollt es gezielt einer Steinlawine entgegen

übersah die überhängende Wand

hatte es sich verirrt auf ihm zugedachten Wegen

ein Poltern gar heftig das „Lebensrad“ stand......

Vor ihm ein Felsbrocken wo kam dieser her

hatte eine Geisterhand ihn geschleudert gleich einer Mär?

Verbarg sich Wüstendämon hinter einer „Nebelwand“

wo er hauste unsichtbar nie die Liebe erkannt?

Eine solche Liebe die im Heiligen Geist

Frohbotschaft... Freiheit... Heilung verheißt:

Für alle im rollenden „Lebensrad“.......

 

                                           Eure Hannelore Leibold

 

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Rückerinnerung an eine Kinderweihnacht der Jahre 1946/47

 

 

Und die alte Fränzi ging.

Aber ihr Tuch ließ sie da. Das alte, braune Tuch mit den geheimnisvollen Schätzen und den absonderlichen Gerüchen. Welche Waldanhängsel mochte Fränzi gesammelt haben in diesem Jahr? fragte ich mich gespannt... Wahrscheinlich warens die üblichen wie jedes Jahr. Gefrorene Moosfetzen und Buchecker. Oder den abgenagten Knochen fürs Hundchen? Sie muss sicherlich schon in ihrem Spitzgiebelhäuschen sein, dachte ich mich in das alte Weiblein hinein, während ich an ihrem zerfetzten Tuch den Knoten zu entwirren versuchte. Während dieser Entknotung stieg der Armeleutegeruch aus dem Tuch empor und ich wusste, dass es gekochtes Sauerkraut mit einem Eisbeinbrocken gegeben hatte. Wie lange mochte sie ihn auf ihrem kleinen Kanonenöfchen gekocht haben? Schon zwei Tage vor dem Weihnachtsabend oder seit der Morgenfrühe des Tages? Wie üblich roch das Tuch auch nach ungelüfteter Stube. Muffig und alt.

Der Fränzi Geruch , dachte ich und öffnete unser Fenster, um den Knochen unserem Hundchen hinunterzuwerfen. Frohe Weihnacht, wünschte ich ihm glücklich hinab und wusste, dass er mir schwanzwedelnd dankte. Mit dem Knochen im Mäulchen sclich er sich in seine Hundehütte. In jenen eiskalten Nächten hätte ich Ronny-Hundchen so gerne von seiner Hundekette befreit, doch das durfte ich nicht. Waren seine Liebesabenteuer nicht zu unterschätzen. Und die lieben, kleinen Bastarde hatte ich fast jedem Hausbesitzer im Dorf geschenkt. Es war damals noch ein kleines Dorf und jeder kannte fast jeden.

Bloß die Kirche war viel zu weit entfernt. Dennoch war es spannend, in der mitternächtlichen Christmette dabei zu sein, in der natürlich auch Fränzi war. Sogar in der Kirche roch man den Armeleute-Geruch – in dem sich viele unbestimmbare Dinge vermischten. Fast alle waren in jenen Nachkriegsjahren arme Menschen, aber irgendwie zufrieden.

                                                                                                                                 S.1

 

Ob das große Wunder in dieser Christnacht geschehen würde?

Jahr für Jahr hörte ich diese Geschichte von dem alten Fränzi Weiblein und Jahr für Jahr blieb sie im Geheimnis verborgen. Vielleicht hatte ich doch den zwölften Glockenschlag überhört? Nur während diesem konnte man das vom Himmel gefallene Schneeflöckchen fangen – und – vereist musste es zur Kirchengrippe gebracht werden.

Bei den unzähligen, tausenden Schneeflöckchen war es fast unmöglich, dieses eine zu finden. Ein solches war fast immer aufgetaut so sehr man sich auch eilte. Aber einen Blick zum lieben Gott im Himmel werfen, es lohnte. In jenem Jahr wollte ich es nun Fränzi beweisen. Es musste zwischen meinem sechsten oder siebenten Lebensjahr gewesen sein, als ich das Geheimnis zu erforschen gedachte. Mutter, die in der guten Stube noch den Christbaum schmückte, Vater dem Baum die Glasspitze aufsetzte, waren überrascht, als ich im alten, karierten Wollmantel vor ihnen stand, um mich zu verabschieden. Ihrer Meinung nach hatte ich mich in der Zeit geirrt, was mir egal war.

Lieber eine Stunde früher in der Christmette sein, aber Fränzis Geheimnis ergründen.

Für den lieben Gott kann man nie früh genug unterwegs sein, mochten die Eltern gedacht haben, während ich im Schneegestöber zur Bergkirche eilte. Zwei Buchecker hatte ich aus Fränzis Tuch geholt und mir rasch in meine Manteltasche gesteckt. Für Maria und Josef. Es war schon arg mühsam sich durch den Schnee zu stampfen, aber fast hatte ich es geschafft. Den letzten Berghügel würde ich auch noch bewältigen, obwohl er fast zu-

geschneit war. Worüber stolperte ich nun? Tatsächlich hatte ich den Reisighaufen übersehen, trug er ein Schneekleid und schaute gar wunderlich aus.  

                                                

S.2

 

Müde setzte ich mich auf ihn nieder. Die Verschnaufpause tat mir gut.

Meine Augen begannen zu staunen. Ja, das musste es sein, das vom Himmel gefallene Eisflöckchen. Vorsichtig nahm ich es aus einer kleinen Mulde im Reisighaufen heraus, umschlang es mit meiner eiskalten Hand. Es taute nicht auf. Ermutigt sprang ich nun die letzte Wegstrecke bis zum Bergkirchlein hinauf, raste förmlich in die Kirche hinein, als gerade der zwölfte Glockenschlag erschallte. Drinnen sangen schon mehrere Dorfbewohner das wunderschöne Lied der stillen und heiligen Nacht, was für mich die Krönung der Christnacht war. Leise schlich ich mich im Seitengang durch den Kirchraum, stand vor der Krippe. Christkindlein, das vereiste Schneeflöckchen gehört nun dir, flüsterte ich. Und schon lag es neben seinen emporgestreckten Händchen. Maria und Josef legte ich die zwei Buchecker ins Strohbett. Noch immer läutete die Mitternachtsglocke, alles hatte geklappt. Leise schlich ich mich wieder durchs Kirchlein, stand draußen, um in der eisigen Nachtluft in den sternenübersäten Himmel zu schauen.

Nicht einen Spalt geöffnet war er. Ich war traurig und fühlte mich wie die Sternlein drob einsam und enttäuscht.

Plötzlich stand die alte Fränzi neben mir, hatte sie mich während der Christmette beobachtet und vielleicht belächelt? Das habe ich nie herausbekommen. 

Aber was schenkte sie mir nun? Mein gefundenes Eis-schneeflöckchen, welches ein Kieselsteinchen vom Reisighaufen war. Gemeinsam gingen wir den langen Weg zurück,

während mich das Weiblein tröstete, dass ich wohl irgendwann einmal das echte Eisflöckchen finden würde.

Jahrzehnte sind vergangen. Fränzi mag wohl ebenso in dieser himmlischen Wonnelandschaft sein, nach der ich mich als Kind vergeblich für einen Augenblick hineingesehnt hatte.

Dennoch war Fränzis Geheimnis eine Bereicherung kindlicher Fantasie,

welche                                       Eure Hannelore Leibold mit Euch teilen möchte....

 

S.3

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Sunrise

 

I love the sunrise over the morning sky,

Sun flowers wake up so lonely and shy!

Sunrise she whispers my wonder are you

Now I can open my flower-dress through

This day

But why are you so fare away?

Sunrise whispers now in beautiful dress

Many people should

See me before beginning day in stress

Just some minute they can open their heart

Before running in the day they start.

And this moment may be their pray to God

So day-time can be like sunrise short….

 


   

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