Die Entwicklung Rönshausens über 4O Jahre geprägt

Zum 3O. Todestag - 6.März 2OO3 - von Bürgermeister Clemens Leibold

 

 

                          Clemens Leibold

 

Eichenzell-Rönshausen. Im Alter von 71 Jahren starb am 6. März 1973 der ehemalige Bürgermeister von Rönshausen, Clemens Leibold, der im Jahre 1930 als 29 jähriger zum Bürgermeister gewählt worden war und dieses Amt bis zum 31. Dezember 1971 inne hatte. Von Januar bis November 1972 war Leibold noch Ortsvorsteher von Rönshausen.

In der damaligen, 278 Einwohner zählenden Gemeinde Rönshausen wurde der 29-jährige Junggeselle und Bauer Clemens Leibold am 12. Februar 1930 von Herrn Landrat Freiherr von Gagern aus dem Landkreis Fulda vereidigt. Der frischgebackene Bürgermeister erhielt eine "fürstliche Gage" von etwa 270.- DM im Jahr, das Amt verlangte ihm so manch verzichtbringende Zeit ab. Um das gemeinsame Schaffen besser zu durchstehen, heiratete das tatkräftige "Oberhaupt" bald seine Anna, deren liebesvolles Wirken er nicht nur seit längerer Zeit auf seinem Hof schätzte, sondern die sein Herz für einen gemeinsamen Ehebund zu erobern verstand. Zwei Söhne und zwei Töchter wurden den Eheleuten geschenkt, die im heranwachsenden Alter ihren zielstrebigen Vater hauptsächlich im Dienste seiner Gemeinde sahen. So wurden viele Projekte unter der Initiative von Clemens Leibold verwirklicht. Die markantesten Ereignisse waren: 1933/37 Umlegung, 1936/37 Bau der zentralen Wasserversorgungsanlage – für 42.399 Mark. Nach der Währungsreform wurde für 44.000 Mark die Schule erweitert, 1950/51 folgten die Erweiterung der Kirche und der Anbau einer Sakristei. Diese Bausumme belief sich auf 50.000 Mark. In den Jahren 1950/52 wurde der Sportplatz gebaut, 1955 die Haltestelle der Bundesbahn eingeweiht und das Dorfgemeinschaftshaus seiner Bestimmung übergeben.Mit einem Kostenaufwand von 25.000 Mark wurde eine Gefrieranlage im Dorfgemeinschaftshaus eingerichtet, für dessen ursprüngliche Baumaßnahme 112.000 Mark veranschlagt waren. Für über 400.000 Mark wurde schließlich die Gemeindekanalisation gebaut. Aber auch der Wegebau kam nicht zu kurz. Der Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses, erneute Kirchenrenovierung, sowie der Ausbau der unteren Dorfstraße zählten zu späteren, durchgeführten Baumaßnahmen. Vor schweren Problemen stand der Bürgermeister im Juni 1946, als rund 100 Flüchtlinge in der Scheune von Clemens Leibold abgeliefert – und untergebracht werden mussten. Der Bürgermeister ging die Not sofort an und besorgte die nötigsten Einrichtungsgegenstände sowie eine schnelle Unterbringung für die Heimatvertriebenen. Wenn man bedenkt, dass er im gleichen Jahr bereits wieder an die Wiederherstellung der durch den Krieg zum Teil zerstörten Gemeindewege ging, auch eine Neubeschaffung der Kirchenglocken erzielte, sogar während des Krieges einer Androhung seiner Amtsenthebung mit Konzentrationslager nicht scheute, um den damaligen Seelsorger, Kaplan Hahner, weiterhin wirken zu lassen, kann man nur den Glaubensmut bewundern, den der überzeugte Christ und katholische Bürgermeister vor Gott und der Welt auslebte. So durfte Clemens Leibold am 10. und 12. September 1955 mit seiner zwischenzeitlich ca. 4OO Einwohner großen Gemeinde endlich im neuerbauten Dorfgemeinschaftshaus das Freudenfest feiern, welches Ministerpräsident Dr. h. c. Georg August Zinn, Wiesbaden, als Schirmherr durch folgende Worte dankbar bezeugte: "Am 10. September kann die Gemeinde Rönshausen ihr neuerbautes Dorfgemeinschaftshaus, das aus eigenen Mitteln in vorbildlicher Selbsthilfe und mit Unterstützung des Landes erstellt wurde, einweihen. Ich wünsche, dass es ein Mittelpunkt Ihrer Gemeinde sein möge, in dem das Gemeinschaftsgefühl, das sich während des Baues so bewährt hat, auch in Zukunft erhalten bleibt." Im Grußwort zuvor erklärte dieser Ministerpräsident die Notwendigkeit eines Miteinander in sozialer und kultureller Hinsicht in und zwischen den Dörfern, was für den Christdemokraten Clemes Leibold eine Selbstverständlichkeit war. So pflegte er schon seit längerer Zeit eine freundschaftliche Beziehung zu dem damaligen Sozialdemokraten und Bürgermeister Ferdinand Auth aus Niederkalbach, der ihn sicherlich auch ermutigt hatte, das zweite Dorfgemeinschaftshaus im Landkreis Fulda zu erstellen.

Es kam schon einer Sensation gleich, dass der Hessische Rundfunk am 10. September 1955 diesen Abend unter Mitwirkung des Unterhaltungsorchesters von Erich Böschel ausstrahlte, der Stargast war "Kuli". Hans Joachim Kuhlenkampf würdigte besonders den Kindergarten, der in einer Einheit mit dem benachbarten Bürgerhaus für Wärme und Geborgenheit der kleinen Nachwuchsgeneration sorgte. "Kuli", nach dessen Ansage berühmte Sängerinnen und Sänger (Herta Talmar, Gisela Griffel, Gerhard Wendland u.a.) im Dorfgemeinschaftshaus auftraten, rundete das Programm mit einem Fragespiel ab. Sicherlich waren alle begeistert, besonders wohl aber die Kleinen, als sie am Abschlusstag ihrem "großen Clemens Bürgermeister" mit Knickslein und Blumen ihre Gedichtchen darbrachten. Ja, unter Tanz und Feuerwerk sollten diese Tage mit Abschlussfeier noch einer langen Rückerinnerung dienen ... bis zum nächstfolgenden Freudenfest:

1966

Clemens Leibold, der nun über drei Jahrzehnte als Bürgermeister in Rönshausen diente, durfte seinen 65. Geburtstag inmitten der Feierlichkeiten zum 1100 jährigen Ortsjubiläum mit einbeziehen. Wiederum dankte er zuerst dem Herrgott für die Gnade, Rönshausen in diesem seltenen Jubiläumsjahr in so guter Verfassung präsentieren zu können. Auch Landrat Dr. jur. Eduard Stieler ließ das seltene Jubiläum nicht unberührt, zumal laut Chronik das Heimatdörfchen durch Höhen und Tiefen die 1100 Jahre mit all ihren freudigen Ereignissen, aber auch mit Wirren, Kriegen, Zerstörungen und Katastrophen überdauert hatte.

Da die Geschichte unseres engeren Raumes vom Christentum geprägt und gestaltet ist, schien es auch Herrn Landrat Stieler erstrebenswert, Aufgaben mit Mut und Gottvertrauen anzupacken, wie dies die Gemeinde Rönshausen in vergangenen Jahren so vorbildlich praktiziert habe. Ebenso dankbar gedachte Regierungspräsident Herr Schneider dieser segensreichen Spuren, die sich hauptsächlich im Gemeindeleben des Dorfes durch eigene Ideen und Tatkraft manifestiert hatten. Aus Kassel ermutigte er zur weiteren, sinnvollen Mitarbeit und dazu, die Rönshausener Gemeindearbeit fortzusetzen, welche er in Rückschau der Chronik präziser benannte.

Auch Herr Dr. Alfred Dregger dankte für die christliche und demokratische Gesinnung einer Zusammenarbeit, die nicht nur dem jahrzehntelang bewährten Bürgermeister Leibold gebühre, sondern allen Bürgern von Rönshausen. Ebenso bekundeten viele benachbarten Vertreter des öffentlichen Lebens - durch Schrift oder Anwesenheit - ihre Verbundenheit, ferner die örtlichen Vereine, die unter Clemens Leibold im Zeitgeist einer guten Dorfgemeinschaft entstanden waren. Eine besondere Überraschung bot die 84. Armee-Band aus Fulda, die in einer großen Schar von singenden Offizieren im Festzelt diesen 16. Juli Tag 1966 im jubelnden Klang bereicherte. Auch Bilder aus dieser Chronik bezeugen die deutsch-amerikanische Freundschaft. Ebenso sang der gemischte Chor "Frohsinn Rönshausen" seine Dankbarkeit durchs Tal.

Wie immer feierte man vor jeder Festlichkeit einen gemeinsamen Gottesdienst in der Rönshausener Kirche, den man in jener Zeit im gemeinsamen, ökumenischen Miteinander beging. Das bezeugte auch der damalige Bischof Adolf Bolte durch dieses Zeugnis aus seinem Grußwort: "Dieses lebendige Zeugnis in der Liebe gegenüber allen Brüdern und Schwestern in jeglichen Bereichen unseres Lebens wird damit zum Zeichen unserer Christlichkeit!"

Und Clemens Leibold ging auf diesen Spuren treu und redlich seinen Weg weiter!

1971

In diesem Jahr feierte Clemens Leibold sein 40. jähriges Amtsjubiläum.

Scherzhaft betonte Landrat Stieler, dass er derjenige unter den sechs Landräten gewesen sei, der es am längsten mit Bürgermeister Leibold ausgehalten habe, ihn jedoch als den ruhenden Pol seiner fortschrittlichen Gemeinde stets geschätzt habe. Bürgermeister Josef Petri aus Petersberg überbrachte als Vertreter des Hessischen Gemeindetages gleichzeitig auch die Glückwünsche der Bürgermeister-Kollegen des Landkreises Fulda, wies aber aus ehrlicher Überzeugung auf die vielen kleinen und großen Sorgen in einem Bürgermeisterherzen hin. Josef Petri deutete noch auf die bevorstehenden Änderungen im Kommunalen Bereich hinsichtlich des Zusammenschlusses mehrerer Gemeinden zur Großgemeinde hin: "Wir wissen wohl, was wir hatten, wir wissen aber nicht, was die Zukunft bringt", sagte der damalige Petersberger Bürgermeister hierzu.

Während seiner langen Amtszeit mochte wohl Clemens Leibold hin und wieder dankbar auf verschiedene Auszeichnungen und Orden geschaut haben, mit denen man ihn beschenkt hatte: 1955 Bundesverdienstkreuz, 1966 Freiherr-vom-Stein-Plakette sowie später den päpstlichen Orden "Pro Ecclesia et Pontifice".

Während er nach der Gebietsreform im Jahre 1972 noch von Januar bis November 1972 als Ortsvorsteher seinem Heimatdörfchen Rönshausen diente, konnte er immer wieder nur versichern: "Ich habe nur meine Pflicht getan!"

 

Ja, die Verheißung "die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten" (Aus Psalm 126, Vers 5), gilt auch für Clemens Leibold und ist ihm in der jenseitigen Welt gewiss zugedacht, wovon die Berichterstatterin und Schwiegertochter überzeugt ist..............

Hannelore Leibold

Großgemeinde – 36124 Eichenzell Rönshausen

www.ge-dichte.besucht.de Rohingstraße 2O Telefon + Fax: O6659 /1392

Clemens Leibold


   

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